Römerzeitliche Brand- und Körpergräber in Maria Saal
Erstellt von Tanja Trausmuth am 14. Feb. 2021
Beschreibung
Aufgrund der Ergebnisse der 2008 vom Landesmuseum Kärnten durchgeführten Voruntersuchungen wurden mehrere Flächen entlang der S 37 Klagenfurter Schnellstraße in der Gemeinde Maria Saal als archäologische Verdachtsbereiche ausgewiesen und somit führte die Archäologischer Dienst Kärnten gem. GmbH im Herbst 2015 im Vorfeld des geplanten Sicherheitsausbaus der S 37 Klagenfurter Schnellstraße im Abschnitt St. Veit Süd–Maria Saal auf einem rund 15 m breiten Flächenstreifen westlich der bestehenden Trasse der Klagenfurter Schnellstraße einen archäologisch beobachteten Oberbodenabtrag mittels Kleinbagger auf einer Fläche von ca. 10 633 m2 durch, wobei insgesamt 125 Befundobjekte dokumentiert werden konnten.
Unter dem Oberboden, in den darunterliegenden glazialen Schotter eingetieft oder darauf liegend, konnten bei dieser ersten Grabungskampagne insgesamt 70 Brandgräber und drei Körpergräber aus der Römischen Kaiserzeit (ca. 15 v. Chr. bis 3. Jahrhundert n. Chr.), sowie zahlreiche nicht näher bestimmbare Verfärbungen und Schwemmschichten beobachtet werden. Die sich in insgesamt vier Grabgruppen abzeichnenden Brandgräber, welche sich oberflächlich als runde, ovale, langrechteckige oder unregelmäßige dunkelbraune bis schwarze Verfärbungen zeigten, waren eher auf Geländeerhebungen, in Schutzlage vor dem Hochwasser der zur Römerzeit frei mäandrierenden Glan zu finden, wobei festzustellen war, dass es sich bei einzelnen Holzkohlekonzentrationen evtl. um Brandplätze bzw. den Ort des Scheiterhaufens (sogenannte Ustrina) gehandelt haben könnte.
Die auf der dokumentierten Fläche westlich und östlich liegenden Befundobjekte wurden nicht ergraben, sondern mit Folie bedeckt bzw. mit Humus überschüttet und konservatorisch gesichert.
Bei einer weiteren, ebenfalls im Herbst 2015 stattgefundenen Grabungskampagne auf einem ca. 5 Meter breiten und ca. 420 Meter langen, in der Mitte gelegenen Streifen der zu untersuchenden Fläche konnten ca. 30 Zentimeter unterhalb des Oberbodens 41 Brand- und zehn Körpergräber geborgen werden, welche sich wieder in vier Grabgruppen zusammenfassen ließen.
Sowohl in der Grabgruppe 1 im Norden fanden sich sieben teils Nord-Süd, teils Ost-West orientierte Brandgräber sowie drei Nord-Süd ausgerichtete Körpergräber, als auch bei der etwas südlicher liegenden Grabgruppe 2 wurden drei Brandgräber und in der noch weiter südlicheren Grabgruppe 4 zwei weitere Brandgräber dokumentiert. In der dicht belegten Grabgruppe 3 im südlichsten Grabungsbereich, bestehend aus 34, maximal ca. 50 Zentimeter tiefen Brandbestattungen und sechs, maximal ca. 1 Meter tiefen Körperbestattungen, herrschte eine Nord-Süd-Orientierung vor und in drei Fällen waren die Brandgräber von Körperbestattungen einer späteren Belegung gestört.
Bei den Brandgräbern, welche teilweise mit Rollsteinen ausgekleidet waren, konnten einfache Brandschüttungsgräber, Bustum-Gräber (eine Brandbestattung, bei der der Tote oberhalb oder in der offenen Grube verbrannt wurde und die Asche vor Ort belassen und die Grube zugeschüttet wurde), eine etwaige Urnenbestattung, sowie in einem Fall eine von einem Grabgärtchen umgebene Grabgrube dokumentiert werden. In den Grabgruben der Körpergräber konnten von den Archäologen oft nur partiell erhaltene Knochen aufgefunden werden, wobei sich bei den Grabungen durch zahlreich angetroffene Eisennägel auch Hinweise auf Bestattungen in Holzsärgen sowie in einem Fall sogar der noch teilweise erhaltene, hölzerne Sarg zeigten.
Wie bereits bei der ersten Untersuchung zeigte sich, dass innerhalb der südlichen Grabgruppe 3 der untersuchten Fläche, die Brandgräber im Gegensatz zu den im Norden vorherrschenden einfachen Brandschüttungen in Grabgruben aufwändiger, auf Rollsteinpflaster oder mit Rollsteinbegrenzungen ausgeführt waren, reichere Beigabenausstattung beinhalteten und die Belegungsdichte stark zu nahm, wodurch auf Bestattungen einer besser gestellten Bevölkerungsschicht geschlossen wurde.
Keinen Unterschied konnten die Archäologen bei der Ausstattung der Körpergräber der einzelnen Grabgruppen feststellen.
Interpretiert wurden die untersuchten Gräber von den Archäologen aufgrund der größeren Entfernung zur Gräberstraße als die in der hinteren Reihe Bestatteten, wobei das geborgene Fundmaterial, darunter Keramikfragmente, eine Tonlampe, eine marmorne Inschriftentafel, eine bronzene Nadel, bronzene Münzen, Fibeln (Gewandspangen) und ein Anhänger, eine Öllampe, ein Räuchergefäß und zwei Perlen, mit Ausnahme von bei Resten eines neuzeitlichen (ca. 1500 n. Chr. bis in die Gegenwart) Gebäudes aufgefundenen Ziegelfragmenten sowie rezenten Eisenobjekten, überwiegend in das 1. bis 2. Jahrhundert n. Chr. datiert werden konnte.
Quellen
Barlovits, R., Hofbauer, St. & Ebner-Baur, D., 2015. KG Kading, MG Maria Saal. Fundberichte aus Österreich 54, 58, D920-D944.
Praher, G., 2015. KG Kading, MG Maria Saal. Fundberichte aus Österreich 54, 58-59, D945-D964.
Karte
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Bericht
- Jahr 2013
- Maßnahme-Nr. 72124.15.02
Lage
- KG Kading
- OG/MG/SG Maria Saal
- VB Klagenfurt Land
- BL Kärnten