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Römerzeitliches Gräberfeld entlang der norischen Hauptstraße in Maria Saal

Erstellt von Tanja Trausmuth am 14. Feb. 2021

Beschreibung

Aufgrund von bei Luftbildauswertungen vermuteten baulichen Strukturen längs der L 71 Zollfeld Straße sowie mehreren Fundkonzentrationen, welche bei Begehungen in der Gemeinde Maria Saal im Jahr 2013 entdeckt worden waren, wurde eine für geplante Schotterentnahmen vorgesehene, als Acker genutzte Teilfläche am westlichen Rand der römischen Stadt Virunum, östlich der Klagenfurter Schnellstraße S 37 und unmittelbar westlich der L 71 Zollfeld Straße gelegen, im Vorfeld der baulichen Maßnahmen zur Errichtung des Rückhalteraums Zollfeld / Hochwasserschutz Untere Glan in den Jahren 2014 und 2015 von Archäologischer Dienst Kärnten gem. GmbH untersucht. Dabei wurde der Oberboden auf einem ca. 1 Hektar großen Areal unter archäologischer Beobachtung maschinell abgeschoben und teilweise durch Sondagen und Tiefsondagen mittels Kleinbagger untersucht, wobei insgesamt 117 Befundobjekte eines römerzeitlichen (ca. 15 v. Chr. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) Gräberfeldes dokumentiert werden konnten.

Der nordwestliche Bereich des untersuchten Grundstücks zeigte sich dabei ohne Befunde. Ab etwa 100 Meter südlich der nördlichen Grenze des Grundstücks verdichteten sich jedoch die Grabbefunde nach Westen und Süden hin, wobei neben den bereits in Luftbildern erkennbaren Grabbezirken zumindest eine zweite Grabreihe nachgewiesen werden konnte.

Des Weiteren konnten Längsmauern sowie quadratische oder rechteckige Mauerfundamente, einfache Grubengräber oder Steinkistengräber mit Abdeckungen, unregelmäßige, teilweise mit römerzeitlichem (ca. 15 v. Chr. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) Fundmaterial verfüllte Gruben, Mörtelmischgruben sowie ein verfüllter Brunnen beobachtet werden. Insgesamt konnten fünf, teilweise umgestaltete Grabbezirke erkannt werden, deren Mauern mehrheitlich parallel zur unterhalb der L 71 liegenden römischen Hauptstraße beziehungsweise im rechten Winkel zu dieser verliefen.

Ein interessanter Befund zeigte sich in einer Grube durch eine intentionelle Deponierung eines Grabtitulus (Grabstein mit Inschrift) samt Grabrelief und marmornen Architekturfragmenten, welche vermutlich als Reste eines aufgelassenen, außerhalb des Grabbezirkes liegenden Grabbaus wiederverwendet wurden.

Der überwiegende Teil der aufgefundenen Strukturen wurde vorgabengemäß nicht untersucht, sondern nach Abschluss der Dokumentationsarbeiten mit einer 20 Zentimeter hohen Schutz- bzw. Markierungsschicht aus sandig-schottrigem Material sowie Humus überdeckt  und von den Archäologen konservatorisch gesichert.

Im Zuge der durchgeführten Grabungen konnten in der Forschungsgeschichte Virunums das erste Mal Grabanlagen an der sogenannten Norischen Hauptstraße nördlich der Stadt großflächig freigelegt werden, wodurch festgestellt werden konnte, dass  mit zwei bis drei Bestattungsreihen westlich der aus der Stadt führenden Straße zu rechnen ist. Des Weiteren konnte dokumentiert werden, dass die Gräber in unterschiedlich großen Grabbezirken angelegt wurden, die auf Familien-, Kollegien- und ähnliche Bestattungsareale hinweisen und die Grabbezirksbegrenzungen teilweise flexibel gestaltet und bei Bedarf erweitert werden konnten. Abfallgruben, eine Pfostengrube mit Keilsteinen und Materialentnahmegruben, die zur Gewinnung von Rollsteinen für Mauerfundamente über die untersuchte Fläche verstreut waren, beinhalteten neben Keramikbruch, Ziegelbruchstücke, eine bronzene Fibel, Fragmente von Amphoren und Reibschalen, Terra Sigillata (römisches Tafelgeschirr aus Keramik), Eisennägel, Glas und Tierknochen und dienten der Meinung der Archäologen nach, wohl auch der Entsorgung von Resten der Totenmahle.

Das geborgene Fundmaterial wurde in die Römische Kaiserzeit (ca. 15 v. Chr. bis 3. Jahrhundert n. Chr.)  datiert und verblieb vorerst bei Archäologischer Dienst Kärnten gem. GmbH.

Quellen

Ebner-Baur, D., 2015. KG Kading, MG Maria Saal. Fundberichte aus Österreich 54, 57-58.

Barlovits, R., 2015. KG Kading, MG Maria Saal. Fundberichte aus Österreich 54, D910-D919.

Karte

Koordinaten: 46.708071° 14.362988°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326

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