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Geophysik und Survey Stein - St. Pantaleon

ArchaeoPublica entdeckt neues Römerlager in Stein – St. Pantaleon-Erla

Im Vorfeld eines Geophysik- und Survey-Projektes in Stein – St. Pantaleon-Erla wurde mit Hilfe einer Drohne das Südwesteck eines bislang unbekannten römischen Kastells entdeckt. Zudem geben die Bewuchsmerkmale auf den Fotos Straßen und Gebäude der zugehörigen Zivilsiedlung zu erkennen. Die geophysikalischen Prospektionen 2017 und 2018 bestätigen die Luftbildfotos eindrucksvoll. Es handelt sich um den einzigen Standort eines Hilfstruppen-/Auxiliarkastells am norischen Donaulimes, der weder in der Spätantike überprägt noch durch moderne Bebauung beeinträchtigt ist.

Filmdoku zum Projekt „Limeskastell Stein“

Hintergründe

Das erste von Archaeo Publica auf die Beine gestellte Forschungsprojekt führte zur Entdeckung eines bisher unbekannten römischen Lagers an der Donau. 7 km östlich des späteren Legionslagers Lauriacum/Enns befindet sich der Ortsteil Stein von St. Pantaleon-Erla, von dem zahlreiche Funde – vorwiegend des 2. Jahrhunderts n. Chr. – schon lange bekannt sind. Besonders auffallend sind die vielen Ausrüstungsgegenstände der römischen Armee und speziell sechs Militärdiplome, die den größten Bestand vom norischen Limesabschnitt überhaupt darstellen. Vor allem die zahlreichen Münzen aus Stein unterstreichen eine Siedlungsaktivität an dieser Stelle vom späten 1. Jahrhundert bis zu den Markomannenkriegen (166-182 n.Chr.). Ein Kastell wurde schon lange vermutet, aber konnte bis vor kurzem nicht entdeckt werden.

Projekt

In Vorbereitung auf ein geplantes Projekt von ArchaeoPublica wurden im Sommer 2017 durch eine Befliegung und daraus resultierten Luftbildern Teile des römischen Militärlagers und der zugehörigen Zivilsiedlung erkannt. Der Verein Archae Publica hat die einmalige Chance erkannt, am norischen Limes durch ein noch nicht bekanntes Lager neue Schritte in der Forschung zu begehen. Durch die Strukturen, die sich im völlig unbebauten Areal befinden, ergab sich die Gelegenheit, erste geophysikalische Prospektionen durchzuführen. Diese wurden schon am 20. und 21. Oktober 2017 im engen Zusammenspiel von interessierten Laien und Archäologen durchgeführt. Durch den Einsatz sowohl der Geomagnetik und des Bodenradars wurde der südwestliche Abschnitt des Kastells entdeckt. Besonders deutlich zeichnen sich der Lagergraben, die Lagermauer und der Eckturm ab. Eine zweite Prospektionskampagne wurde aufgrund des früheren Fruchtwechsels kurzfristig am 28. und 29. September 2018 angesetzt, bei dem die restliche erhaltene Innenfläche des Lagers mit dem Bodenradar abgefahren und das südliche Vorfeld wiederum geomagnetisch untersucht wurde.

Parallel zur geophysikalischen Prospektion im Herbst 2017 wurde ein erster Oberflächensurvey unternommen, um weitere Einblicke zur Nutzungsintensität und Chronologie des Platzes zu gewinnen. Alle Aktivitäten wurden vom Verein ArchaeoPublica in Kooperation mit dem Oberösterreichischen Landesmuseum, der Niederösterreichischen Landesarchäologie sowie dem Institut für Archäologien der Universität Innsbruck durchgeführt. Besonders vielversprechend in gesellschaftspolitischer Hinsicht stellt sich die erstmalige Gelegenheit in Österreich dar, die wissenschaftlich archäologische Forschung mit citizen science zu verbinden. Damit wird der durch die Ratifizierung der Konvention von Faro geforderten Einbindung von Laienforschern nachgegangen und diese Idee mit Leben erfüllt.

Ausblick

Im Rahmen eines Kooperationsprojektes der oben genannten Institutionen und Akteure soll durch zukünftige Unternehmungen der spannende Fundplatz in Stein-St. Pantaleon archäologisch untersucht werden. Das große wissenschaftliche Potenzial des Fundplatzes in Stein wird besonders deutlich durch den Umstand, dass es sich dabei um das einzig bekannte Lager am norischen Limes handelt, das weder durch eine Weiternutzung in der Spätantike überprägt noch durch moderne Bebauung beeinträchtigt ist. Somit bietet sich hier die einmalige Möglichkeit, den Beginn und die Frühzeit der militärischen Präsenz an der Donaugrenze zu untersuchen. Besonders spannend ist der Fundplatz im historischen Kontext für den wichtigen Donauübergang im Mündungsbereich von Enns und Aist. Somit ist auch die römische Kontrolle dieser neuralgischen Stelle vor Ankunft der legio II Italica nachgewiesen.

Wir danken allen, die mit so viel Elan und Idealismus das „Radarwagerl“ über den Acker geschoben haben und beim Survey mit geschärftem Blick auch kleine Scherbenfragmente entdeckt und aufgesammelt haben. Für die Organisation sind wir besonders Helmut Ardelt, Joris Coolen und Josef Reisinger dankbar. Wir hoffen auf weitere rege Beteiligung und Unterstützung dieses vielversprechenden Projektes!