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Keltisches und Römerzeitliches Heiligtum Lienz

Der Heimatforscher Sepp Kalser entdeckte vor einigen Jahren ein in der Spätlatènezeit gegründetes ländliches Heiligtum auf dem sogenannten Klosterfrauenbichl in Lienz. Daraufhin starteten die archäologischen Ausgrabungen des Instituts für Archäologien der Universität Innsbruck, die äußerst spannende Ergebnisse lieferten.

Abbildung: Votivfigur vom Klosterfrauenbichl in Lienz

Das Heiligtum

Es handelt sich dabei um das keltische Stammesheiligtum der Laianken, die im Lienzer Becken ansässig waren. Es gelang hier erstmals in Österreich einen Kultplatz eines bestimmten Stammes zu lokalisieren. Mit dem Alpenfeldzug der römischen Armee gelangte das keltische Heiligtum in einen überregionalen Fokus und militärische Ausrüstungsgegenstände und Waffen belegen die Anwesenheit römischer Legionäre. Eine große Anzahl an Katapultpfeilspitzen deutet auf einen kriegerischen Konflikt im Heiligtum hin, der aufgrund des Fehlens weitreichender Zerstörungsschichten schnell beendet worden sein muss. Nach der militärischen Eroberung wurden eine circa 500 m lange Temenosmauer und weitere Terrassierungsmauern von technisch herausragender Bauausführung – wohl mit Unterstützung aus dem Mittelmeerraum – errichtet, die den heiligen Bezirk umfasst, der in der frühen Kaiserzeit die größten Blüte erlangte. Auf der Hügelkuppe thronte ein (Tempel?)-Gebäude in Holzbauweise. Holzpfostenbauten zeichnen sich auf den tieferliegenden Terrassen ab und auf einer der unteren Terrassen befand sich ein monumentales pfahlartiges Mal von vermutlich mindestens 10 m Höhe.

Von besonderer Aussagekraft sind mehrere hundert archäologische Fundstücke, die im Lauf der Zeit im Heiligtum kultisch deponiert worden sind und ein einzigartige Repertoire für Tirol und ganz Österreich darstellen. Neben Münzen, Schmuck und Fibeln wurden auch bezeichnenderweise für ein rurales Heiligtum einfache Votivstatuetten aus einer Zinn-Blei-Legierung, die nahezu das gesamte antike Pantheon repräsentieren, niedergelegt. Eisenzeitliche Votivgaben liegen in Form von Waffen, Feuerböcken und bronzenen Votivblechen vor. Das Spektrum wird von Gegenständen des alltäglichen Lebens wie beispielsweise Schreibgriffel, Messer und Keramikgefäße abgerundet. Zahlreiche Tierknochen belegen den Fleischkonsum im Rahmen kultischer Aktivitäten.

Ausblick

Im heurigen Jahr werden die Ausgrabungen fortgesetzt und ArchaeoPublica bietet interessierten Laien die Möglichkeit an den Forschungen teilzunehmen. Die Kampagne findet vom 8. Juli bis zum 2. August (jeweils Montag bis Freitag) statt. Aus organisatorischen Gründen muss die Teilnehmerzahl beschränkt werden.

Bei Interesse wenden Sie sich an: office(at)archaeopublica.eu

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