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Römerzeitliches Gräberfeld in Raggasaal

Erstellt von Tanja Trausmuth am 14. Feb. 2021

Beschreibung

Ein als Acker genutzer Bereich des geplanten Rückhalteraums Zollfeld / Hochwasserschutz Untere Glan westlich der Glan, bei dem bei Begehungen im Jahr 2013 oberflächlich Steinkonzentrationen mit Marmorsteinen angetroffen worden waren, war als archäologische Verdachtsfläche ausgewiesenen worden. Dieser Bereich wurde im Vorfeld der baulichen Maßnahmen zur Errichtung des Rückhalteraums im Herbst 2014 von der Archäologischer Dienst Kärnten gem. GmbH untersucht. Dabei wurde der Abtrag des Oberbodens auf einem ca. 1 Hektar großen Areal unter archäologischer Beobachtung maschinell abgeschoben und untersucht, wobei ein bis dato unbekanntes Gräberfeld im westlichen Bereich der einstigen Stadt Virunum dokumentiert werden konnte.

Bei den 32 aufgefundenen Befundobjekten, welche unmittelbar unter dem Humus zum Vorschein kamen und in den anstehenden Schotter eingetieft lagen, handelte es sich um, aufgrund des geborgenen Fundmaterials in die Römische Kaiserzeit (ca. 15 v. Chr. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) datierte, 26 Brandgräber, ein wahrscheinlich beraubtes Steinkistengrab und eine Siedlungsgrube. Des Weiteren konnten von den Archäologen Reste eines neuzeitlichen (ca. 1500 n. Chr. bis in die Gegenwart) Steinfundamentes, eine Materialentnahmegrube sowie mehrere Tierbauten freigelegt werden.

Bei den Brandgräbern wurden überwiegend  einfache Brandgrubengräber sowie in zwei Fällen eine Grabüberschüttung und teilweise Steinpflasterabdeckungen aufgefunden, wobei drei Brandgrubengräber mit einer Steinkammer ausgestattet waren. Diese Grabgruppe befand sich im westlichen Bereich der untersuchten Fläche und beinhaltete zumeist Importware, darunter auch Terra Sigillata (römisches Tafelgeschirr aus Keramik). Am zweithäufigsten waren, vor allem im südöstlichen Bereich der untersuchten Fläche,  Brandflächengräber anzutreffen, deren Brandschüttung über einem Rollsteinpflaster flächig ausgebreitet wurde, und welche jedoch im Gegensatz zur westlichen Grabgruppe  wenig importiertes Geschirr enthielten.

Sehr interessante Befunde stellten ein süd-östlich gelegenes, sogenanntes Bustum-Grab, also eine Brandbestattung, bei der der Tote oberhalb oder in der offenen Grube verbrannt wurde und die Asche vor Ort belassen und die Grube zugeschüttet wurde, sowie ein als Kenotaph (ein sozusagen leeres Ehrengrabmal oder Scheingrab für evtl. in der Fremde Verstorbene) interpretiertes Brandgrubengrab mit Keramikfragmenten, jedoch ohne kalzinierte Knochen dar.

Die Gräber im Norden und Nordwesten der Fläche lagen verstreut und in größeren Entfernungen zueinander.

Als ins 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. datierte Beigaben fanden sich meist Keramikgefäße oder Gefäßfragmente, seltener Trachtbestandteile wie Fibeln (Gewandspangen) oder Ringschmuck, sowie ein Glasgefäß und Münzen. Das am reichsten ausgestattete Grab der Nekropole, darunter Fundmaterial wie Importkeramik, Bronzebeigaben sowie eine Münze, lag am nordöstlichen Rand des untersuchten Gräberfeldes. Das Gräberfeld könnte zu einer kleinen Villa rustica, also einem römischen Landgut im westlichen Randbereich der Stadt Virunum gehören, welches noch nicht lokalisiert werden konnte.

Quellen

Ebner-Baur, D., 2015. KG Kading, MG Maria Saal. Fundberichte aus Österreich 54, 56-57.

Karte

Koordinaten: 46.708596° 14.358540°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326