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Latènezeitliches Gräberfeld in St. Paul im Lavanttal

Erstellt von Tanja Trausmuth am 10. Feb. 2021

Beschreibung

Aufgrund von Oberflächenfunden im Zuge von Begehungen im Jahr 2013 wurden die archäologischen Verdachtsflächen im Vorfeld der Errichtung der ÖBB-Hochleistungsstrecke Koralmbahn Graz–Klagenfurt in den Jahren 2014 und 2015 von Archäologischer Dienst Kärnten gem. GmbH untersucht.

Dabei wurde der Abtrag des Oberbodens auf einer Fläche von insgesamt rund 47.000 m2 unter archäologischer Beobachtung  maschinell abgeschoben und nachfolgend mittels insgesamt rund 29 Baggersondagen untersucht, wobei insgesamt 218 Befundobjekte untersucht werden konnten.

So zeigte sich in der Katastralgemeinde Granitztal-Weißenegg auf zwei in Terrassenlage am südlichen Hang des Granitztales gelegenen Grundstücken Fundamente und Pfostengruben eines neuzeitlichen (ca. 1500 n. Chr. bis in die Gegenwart) Wirtschaftsgebäudes, das auch auf dem Franziszeischen Kataster verzeichnet ist, sowie auf einem weiteren Grundstück eine rezente Abfallgrube.

In der Katastralgemeinde Granitztal-St. Paul konnten im Bereich des Talbodens auf einem Grundstück nördlich des Granitzbaches insgesamt drei Fundbereiche aufgedeckt werden.

Im nordwestlichen Bereich der Fläche waren drei Feuerstellen bzw. Öfen sowie wenige, nicht näher datierbare Siedlungsspuren zu erkennen, und am nördlichen Rand konnten drei Siedlungs- bzw. Abfallgruben sowie mehrere Keilsteine für Pfostenstellungen als Hinweise auf prähistorische Siedlungstätigkeiten dokumentiert werden.

Ein interessanter Befund konnte von den Archäologen im Bereich der ehemaligen Nicklmühle auf einer Fläche von rund 1600 m2 belegt werden, indem in einer Tiefe zwischen 0,8 und 2 Metern unterhalb der Humusoberkante ein dicht belegtes Brandgräberfeld der Jüngeren Eisenzeit, der sogenannten Latènezeit (ca. 450 v. Chr. bis 15 v. Chr.) vollständig freigelegt wurde.

In einer hellbraunen Lehmschicht eingetieft, zeigten sich insgesamt 69 Grabgruben, welche teilweise als Urnen verwendete Gefäße sowie reiche Beigaben enthielten, wobei  anhand des Leichenbrandes in der Verfüllung oder dem Grabgefäß 53 davon gesichert als Brandgräber interpretiert wurden.

Zum Fundmaterial der in das 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. zu datierenden Gräber zählten rund 90 großteils noch vollständig erhaltene Grabgefäße, Fibeln, Schmuckgegenstände und Waffen – unter anderem zahlreiche Schwerter, Lanzenspitzen, Messer, usw. aus Eisen, welche von den Archäologen überwiegend im Block geborgen wurden.

Das Gräberfeld ließ die Archäologen eine Siedlung im unmittelbaren Umfeld vermuten und wies jedenfalls auf eine kleinräumige keltische Besiedlung der umgebenden Tallandschaft hin.

Quellen

Barlovits, R., Timmerer, St., 2015. KG Granitztal-St. Paul u. a., MG St. Paul im Lavanttal. Fundberichte aus Österreich 54, 56.

Karte

Koordinaten: 46.701032° 14.805122°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326