Brandgräber der Römischen Kaiserzeit entlang einer vermutlich römischen Straße in St. Andrä
Erstellt von Tanja Trausmuth am 26. Feb. 2021
Beschreibung
Im Zuge von Gartenarbeiten in einem Gemüsegarten der Gemeinde St. Andrä wurden im April 2015 unmittelbar unter dem Humus eine sekundär verwendete Marmorplatte mit einer Größe von 100 mal 30 Zentimeter sowie ein Teil einer Bruchsteinlage entdeckt, welche auf einen Grabbefund der Römischen Kaiserzeit (ca. 15 v. Chr. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) hinwiesen, da im Jahr 1994 in unmittelbarer Umgebung fünf römische Brandgräber mit feiner Keramik und bronzenen Fibeln (Gewandspangen) freigelegt wurden, welche östlich einer noch nicht näher untersuchten, römerzeitlichen, Nord-Süd verlaufenden Straße liegen, die heutzutage als Römerweg bezeichnet wird und sich nur 3 Meter neben dem neu entdeckten Grab befindet. Nach zwischenzeitlicher Abdeckung mit Vlies und Bedeckung mit Humus erfolgte im Sommer 2015 die erforderliche Voruntersuchung der Fundstelle mit einer Grabung durch die Archäologischer Dienst Kärnten gem. GmbH., wobei die Grabungsfläche von 3,2 mal 3,5 Metern flächig abgezogen wurde und innerhalb dieser eine L-förmige Sondage angelegt wurde.
Bereits ca. 0,5 Meter unterhalb der Oberfläche konnte das 20 Zentimeter hoch erhaltene Fundament aus Bruchsteinen in Trockenbindung einer annähernd quadratischen, ca. 1,6 mal 1,6 Meter großen, nach Westen orientierten Grabkammer dokumentiert werden, welche an den Nordwest- und Südwestecken im Winkel von 120° bzw. 145° nach Westen vorspringende zweischalige Mauern, sogenannte Anten, aufwies, wodurch auf eine Orientierung des Grabes zur vermutlich westlich davon laufenden Römerstraße geschlossen werden konnte. Zwischen diesen antenförmigen Steinlagen, deren größter Abstand ca. 2,2 Meter betrug, lag einst vermutlich die verlagerte Marmorplatte. Des Weiteren konnte von den Archäologen festgestellt werden, dass das Grabfundament des Brandgrabes, das ca. 50 Meter südlich der 1994 erforschten Brandgräber liegt, aus ca. 100 Steinen bestand, die aus der unmittelbaren Umgebung der Kor- und Saualpe stammten und einst vermutlich mit einem Grabhügel bedeckt war. Zum Fundmaterial der ca. 20 Zentimeter mächtigen Grabverfüllung zählten gereinigte Fragmente kalzinierter Knochen sowie zwei Münzen aus Bronze, eine norisch-pannonische Doppelknopffibel (Gewandspange) aus Bronze, Keramikfragmente von vier Gefäßen (darunter zwei Grabgefäße) und zwei Eisennägel, deren Datierung in das Ende des 1. Jahrhunderts bzw. den Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. weisen.
Quellen
Hofbauer, St., 2015. KG St. Andrä, SG St. Andrä. Fundberichte aus Österreich 54, 55, 66, D1091-D1101.
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