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Römisches Gräberfeld in Schützen am Gebirge

Erstellt von Tanja Trausmuth am 04. Feb. 2021

Beschreibung

Aufgrund der im Oktober 2012 begonnenen Bauarbeiten der Umfahrungsstraße Schützen am Gebirge, von welcher die Katastralgemeinden Oslip, Schützen am Gebirge und Donnerskirchen betroffen waren, begann der Verein PannArch vom Oktober des Jahres 2012 bis zum Ende des Jahres 2013 mit der archäologischen Baubegleitung und einer daran anschließenden Rettungsgrabung.

Sowohl auf dem Gemeindegebiet von Schützen am Gebirge, als auch in der umliegenden Gegend begann die archäologische Erforschung bereits in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts.

So konnten bei den ersten Grabungen, südlich der heutigen Martinskaserne in Eisenstadt, ein römischer Gutshof, in Müllendorf diverse römische Mauerreste, Gräber und Töpferöfen, in St. Georgen mehrere römische Gebäudereste und in Purbach, Donnerskichen und Schützen am Gebirge eine römische Militärstraße mit mehreren danebenliegenden Gebäuden entdeckt werden. Ebenso auf dem Gemeindegebiet von Oslip wurde ein römisches Landgut, eine sogenannte Villa rustica, sowie ein römisches Wegenetz mit der sogenannten „Bernsteinstraße“, einer Hauptverbindungsstraße von Scarbantia (heutiges Sopron in Ungarn) nach Carnuntum (heutiges Petronell-Carnuntum in Niederösterreich) dokumentiert.

Die zahlreichen Fundmeldungen der Ortsakten von Oslip, Schützen am Gebirge und Donnerskirchen geben jedoch auch Aufschluss über Fundmaterial der jungeren und späten Jungsteinzeit (ca. 4400 bis 2800 v. Chr.), der Bronzezeit (ca. 2200 bis 800 v. Chr.), der Eisenzeit (ca. 800 bis 15 v. Chr.) sowie über fünf Körperbestattungen der Völkerwanderungszeit (ca. 300 bis 600 n. Chr.).

Bei der archäologischen Grabungskampagne der Jahre 2012 und 2013 konnte der Verein PannArch wieder mehrere interessante Strukturen erforschen, welche sich in zwei übergeordnete Objektgruppen zusammenfassen lassen.

Die erste Gruppe stellen dabei 9 Körpergräber und Brandbestattungen sowie Gräben des 2. bis 3. nachchristlichen Jahrhunderts dar, welche von den Archäologen als Gräberbezirk interpretiert wurden, der einst von einem annähernd rechteckigen, ca. 40 Zentimeter tiefen Umfassungsgraben mit mittigem gegen Osten gerichteten Eingang umgeben war und wahrscheinlich zu einem Gutshof gehörte.

Zum Fundmaterial der zumeist Ost-West ausgerichteten Körpergräber zählten neben keramischen Gefäßen, einige Trachtbestandteile wie Fibeln, sowie Glasperlen, Eisenmesser und Münzen. Ein Kind wurde in einem ebenfalls Ost-West orientierten, schlichten Sarkophag aus lokalem Kalksandstein beigesetzt, zu dessen einstigen Grabbeigaben Keramikgefäße und Glas gehörte, wobei von den Archäologen eine eventuelle Beraubung nicht ausgeschlossen werden konnte.

Die Brandbestattungen zeigten sich meist sehr seicht in den Boden eingetieft und, bis auf die einzige Ausnahme der Mitgabe eines Eisenmessers, beigabenlos. Bei einer Urnenbestattung in einem Grabschacht der Nordostecke des Grabbezirkes konnten 2 Glasbalsamare (Gefäße zur Aufbewahrung duftender Essenzen oder Öle) sowie der verkohlte Kern einer Weintraube aufgefunden werden.

Bei der zweiten Objektgruppe handelte es sich auf einer Fläche von ca. 16 mal 14 Metern um eine unregelmäßig geformte, annähernd rechteckige, durchschnittlich ca. 60 Zentimeter tiefe Materialentnahmegrube, zu deren Funden Keramik- und Knochenfragmente der späten Frühbronzezeit (ca. 2200 bis 1600 v. Chr.) oder beginnenden Mittelbronzezeit (ca. 1600 bis 1300 v. Chr.) zählten.

Quellen

Fiebig, K., 2015. KG Schützen am Gebirge, OG Schützen am Gebirge. Fundberichte aus Österreich 54, D744-D761.

Karte

Koordinaten: 47.848913° 16.602678°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326