Die Burg Altrosegg
Erstellt von Tanja Trausmuth am 22. Feb. 2021
Beschreibung
Aufgrund des Wunsches des Grundbesitzers eine vom Abrutschen bedrohte Stelle im Westen des Kernbereichs der Burgruine Rosegg zu sichern, da sich zwischen der Westseite des Hauptgebäudes und dessen Umfassungsmauer ein mächtiger, steiler Schutthang befand, dessen Material ständig auf den tiefer gelegenen Spazierweg des Tierparks Rosegg erodierte und somit sowohl sicherheitstechnisch als auch denkmalpflegerisch bedenklich war, wurde bereits im Jahr 2014 eine Grabungskampagne durchgeführt. Da dabei jedoch eine unerwartet reiche Befundsituation zutage trat, konnte das angestrebte stabile Niveau des Hanges nicht erreicht werden. Als Sicherungsmaßnahme wurde jedoch die westlich der Grabungsfläche gelegene Umfassungsmauer von den Archäologen weiter aufgemauert, um eine stabilere Barriere für den Schutthang zu schaffen.
Im Herbst 2015 wurden die Grabungsarbeiten auf der Fläche fortgesetz, bei der es sich um einen Außenbereich zwischen Hauptgebäude und einer Umfassungsmauer handelt, und die im Osten von der mehrphasigen Westmauer des Hauptgebäudes, im Norden von einer späteren Erweiterung des Hauptgebäudes, im Westen von einer Umfassungsmauer beziehungsweise der rezent aufgestellten Bretterwand und im Süden von einem Stützpfeiler, der an die Südwestecke des Hauptgebäudes gebaut wurde, begrenzt ist. Die am Ende der Grabungskampagne 2014 innerhalb der Grabungsfläche zu Tage getretenen, bis dahin unbekannten Mauerreste wurden, wie während der Grabung 2015 festgestellt, von zwei Schichten aus lockerem, sandig-steinigem Material bedeckt, welche reichhaltiges Fundmaterial enthielten und als Planierungsschichten vor der gezielten Demontage der Burg Anfang des 19. Jahrhunderts interpretiert wurden.
Obwohl bei keiner der Mauern, die die Grabungsfläche begrenzten, die Unterkante erreicht wurde, ließ sich aufgrund der sichtbaren Baufugen die relative Chronologie ermitteln, wobei sich als die ältesten Mauerzüge im Umfeld der Grabungsfläche die Westmauer des Hauptgebäudes und die Umfassungsmauer zum Hauptgebäude herausstellten. Des Weiteren wurde zwischen Hauptgebäude und Umfassungsmauer bzw. über der Umfassungsmauer nördlich der Grabungsfläche in späterer Folge ein neuer Mauerzug errichtet, mit dem das Hauptgebäude erweitert wurde, sowie in der so entstandenen Ecke ein (Latrinen-)Schacht erbaut. Jünger als die bisher erwähnten Mauerreste der bereits im 12. oder 13. Jahrhundert errichteten Burg waren die während der Grabung abgetragenen Planierungsschichten, die von weiteren, anhand des Fundmaterials in das 17. Jahrhundert datierten Baumaßnahmen zeugten und evtl. im Zusammenhang mit der Errichtung eines Stützpfeilers an der Südwestecke des Hauptgebäudes standen. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch der alte Schacht aufgelassen und mit Resten eines Kachelofens verfüllt.
Im aufgehenden Teil des Hauptgebäudes fanden sich Hinweise auf spätere Umbauarbeiten, die vielleicht ebenfalls im Rahmen der erfassten Bauarbeiten des 17. Jahrhunderts stattfanden, wobei möglicherweise zwei neue Seiteneingänge zum Hauptgebäude, im Norden und Südosten der Grabungsfläche, geschaffen wurden. Auf der Mauerkrone des Hauptgebäudes zeigte sich das jüngste Mauerwerk, wobei es dem älteren Mauerverlauf nur zum Teil folgte, da es nördlich der Grabungsfläche einen Vorsprung nach Westen aufwies und nur auf losem Schutt auflag. Entstanden könnte diese Mauer während oder nach der Demontage der Burg im 19. Jahrhundert sein, bei der der Versuch unternommen wurde, die Burg in eine ›romantische‹ Ruine zu verwandeln.
Das geborgene Fundmaterial aller abgetragenen Schichten ließ sich in das 16. bzw. 17. Jahrhundert datieren, wobei der Schwerpunkt und damit wahrscheinlich auch die Ablagerung der Schichten im 17. Jahrhundert lag. Neben einer großen Menge an Ofenkeramik bestand das Fundmaterial vor allem aus Gebrauchsgeschirr sowie Fragmenten von gehobenem Tischgeschirr, darunter Kelchgläser, Trinkgefäße mit Nuppenverzierung sowie das Fragment eines Kuttrolfs bzw. Angsters, Knöpfen, einer durchbrochenen Rosette, zwei Perlen, einer Nadel sowie frühneuzeitlichen (ca. 1500 bis 1800 n. Chr.) Münzen.
Quellen
Horváth, L., 2015. KG Rosegg, MG Rosegg. Fundberichte aus Österreich 54, 63-65, D994-D1045.