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Römisches Militärlager in Stein - St. Pantaleon

Erstellt von Raimund Karl am 11. Jul. 2019

Beschreibung

Bei archäologischen Vorerkundungen wurde in St. Pantaleon-Erla ein zuvor unbekanntes römisches Militärlager entdeckt. Es handelt sich dabei um das bisher einzige bekannte Auxiliarkastell (Lager für Hilfstruppen) am norischen Donaulimes (Außengrenze des römischen Reichs in Österreich), das nicht durch spätere Überbauung beeinträchtigt ist. Direkt außerhalb des ehemaligen Lagers wurden auch Spuren des zum Lager gehörenden Vicus (Zivilsiedlung) entdeckt.

Funde sind von der Stelle, an der das neu entdeckte Auxiliarkastell liegt, schon seit langem bekannt. Besonders auffallend sind die vielen Ausrüstungsgegenstände der römischen Armee und speziell sechs Militärdiplome, die den größten Bestand vom norischen Limesabschnitt überhaupt darstellen. Vor allem die zahlreichen Münzen aus Stein unterstreichen eine Siedlungsaktivität an dieser Stelle vom späten 1. Jahrhundert bis zu den Markomannenkriegen (166-182 n.Chr.). Ein Kastell wurde daher an dieser Stelle schon lange vermutet, konnte jedoch erst durch die nun durchgeführten Voruntersuchungen nachgewiesen werden.

Die Fundstelle liegt etwa 7 km östlich des späteren Legionslagers von Lauriacum (Enns). Die Feldarbeiten wurden mit Bürgerbeteiligung von ArchaeoPublica in Zusammenarbeit mit dem Oberösterreichischen Landesmuseum und dem Institut für Archäologien der Universität Innsbruck durchgeführt. Dabei wurden sowohl geomagnetische als auch Bodenradarmessungen vorgenommen. Entdeckt wurde bei diesen Messungen der südwestliche Abschnitt des Kastells. Besonders deutlich zeichnen sich der Lagergraben, die Lagermauer und der Eckturm ab. Eine zweite Vorerkundungskampagne wurde aufgrund des früheren Fruchtwechsels kurzfristig am 28. und 29. September 2018 angesetzt, bei dem die restliche erhaltene Innenfläche des Lagers mit dem Bodenradar abgefahren und das südliche Vorfeld wiederum geomagnetisch untersucht wurde. Die parallel zur geophysikalischen Untersuchung ebenfalls durchgeführte Begehung der Fundstelle zur Aufsammlung von Oberflächenfunden bestätigte, dass sich die Besiedlung dieses Ortes auf den Zeitraum zwischen spätem 1. und spätem 2. Jahrhundert n.Chr. beschränkt.

Die Fundstelle von St. Pantaleon-Erla bietet somit eine einmalige Möglichkeit, den Beginn und die Frühzeit der römischen Militärpräsenz an der Donaugrenze zu untersuchen. Besonders spannend ist der Fundplatz im historischen Kontext für den wichtigen Donauübergang im Mündungsbereich von Enns und Aist. Die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen belegen die römische Kontrolle dieser neuralgischen Stelle bereits vor Ankunft der Legio II Italica und der Errichtung des Legionslagers in Lauriacum (Enns).

Karte

Koordinaten: 48.219349° 14.567804°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326