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Römische Villa und frühmittelalterliche Brennöfen in Deutschkreutz

Erstellt von Tanja Trausmuth am 12. Jul. 2019

Beschreibung

Die römische Villa in Deutschkreutz weist eine umfangreiche Forschungsgeschichte auf. Nach Aufsammlungen von Fundstücken bestätigte sich bereits bei einer ersten Grabung in den 1920er Jahren die Existenz eines römischen Landguts, einer sogenannten Villa rustica, auf der Flur Steinmühläcker.

Weitere Untersuchungen fanden in den Jahren 1988 bis 1991 statt, wobei in drei Grabungskampagnen vom Österreichischen Archäologischen Institut das Herrenhaus  der Anlage untersucht wurde.

Im Jahr 2009 führte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Zusammenarbeit mit der Universität Graz zerstörungsfreie geophysikalische Untersuchungen durch, welche das nähere Umfeld der Grabungsfläche erforschten und dabei ein Gesamtausmaß der Villenanlage von 121 x 81,5 Metern dokumentierten.

2015 konnte bei einer Grabungskampagne ein Ost-West orientierter Vorgängerbau des Herrenhauses entdeckt werden, der eine Breite von 10 Metern sowie eine Mindestlänge von über 30 Metern betrug, wobei die genaue Länge aufgrund des im Westen erreichten Endes der Grabungsfläche nicht erforscht werden konnte. Ebenso wurde ein Teil des Hauptkorridors und Mauern von fünf weiteren Räumen des römischen Herrenhauses freigelegt.

Bei einem weiteren quadratischen Raum könnte es sich um einen turmartigen Anbau handeln, welcher über einen Korridor mit seinem gegenüber liegenden Gegenstück verbunden gewesen sein dürfte.

Ein Streifen eines großen, annähernd quadratischen Raumes wurde von einer Fußbodenheizung beheizt, welche vermutlich ursprünglich von einem außerhalb des Gebäudes liegenden Heizraumes über einen Kanal befeuert wurde. Zwei angrenzende Räume konnten aufgrund ihrer Lage am Rand der Grabungsfläche nicht vollständig erfasst werden. Einer jüngeren Bauphase zuzurechnen ist ein südlich des Korridors anschließender Gebäudeteil, dessen Fußböden teilweise wiederum durch Heizkanäle eines anschließenden Befeuerungsraumes erwärmt wurden.

Der Thermentrakt der Villenanlage war mit einem Verbindungskorridor an das Haupthaus angeschlossen und scheint über mehrere Bauphasen genutzt worden zu sein. In seiner letzten Ausbauphase konnten mindestens fünf Räume dokumentiert werden, wobei zwei davon wiederum gut erhaltene Fußbodenheizungen aufwiesen und ein dritter Raum ein Kaltwasserbecken mit vier verschiedenen Entwässerungskanälen, welche in den unter dem Korridorfußboden verlaufenden Hauptabwasserkanal mündeten, beherbergte.

Die im Bereich der römischen Villa gefundenen Münzen stammen großteils aus dem 3. und 4. Jahrhundert n. Chr., wobei ein Schwerpunkt im 4. Jahrhundert zu verzeichnen ist. Eine am Westrand der Maßnahmenfläche lokalisierte Körperbestattung, welche ein Wandgräbchen des oben erwähnten kaiserzeitlichen (ca. 15 v. Chr. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) Vorgängerbaus des Herrenhauses überlagerte, konnte aufgrund fehlender Beigaben nicht näher datiert werden.

Jedoch stellte sich eine Nutzung des Areals im Frühmittelalter (ca. 500 bis 1050 n. Chr.) durch vier Brennöfen dar, die zum Teil das antike (ca. 15 v. Chr. bis 600 n.Chr.) Mauerwerk störten.

Noch während Grabungskampagne im Jahr 2015 fiel der Entschluss, das auf den Grundstücken geplante Bauvorhaben abzusagen und das römische Landgut zu erhalten und restauratorischen Maßnahmen zuzuführen.

Quellen

Schwarzäugl, J. 2015. KG Deutschkreutz, MG Deutschkreutz. Fundberichte aus Österreich 54, 45-6.

Karte

Koordinaten: 47.600849° 16.614856°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326

Bericht
  • Jahr 2015
  • Maßnahme-Nr. 33003.15.01
Art der Maßnahme