1. Home
  2. Berichte
  3. Prospektion für die Marchfeld Schnellstraße bei Deutsch-Wagram und Parbasdorf

Prospektion für die Marchfeld Schnellstraße bei Deutsch-Wagram und Parbasdorf

Erstellt von Fabian Benedict am 08. Nov. 2021

Beschreibung

Vor Baubeginn der Marchfelder Schnellstraße wurde im Zuge des Umwelt-Verträglichkeits-Prüfungs-Verfahrens eine großflächige Prospektion auf dem Gebiet der geplanten Trasse durchgeführt. Dafür wurden unterschiedliche archäologische Quellen ausgewertet, wie Luftbilder, Fundmeldedatenbank des Bundesdenkmalamtes, Literaturrecherche und historisches Kartenmaterial. Darüber hinaus wurden gezielte Feldbegehungen durchgeführt, um die Fundstellen besser zeitlich einordnen zu können.

Die zweite Fundstelle der Prospektion liegt auf dem Gebiet der Katastralgemeinde Deutsch-Wagram, zieht sich allerdings leicht über die Ortsgrenze nach Parbasdorf hinein. Die Fundstelle liegt auf einer ebenen Fläche direkt nördlich und südlich des Russbaches. Vorab wurden in Luftbildern aus diesem Bereich auffällige Verfärbungen im Bewuchs der Felder festgestellt, die auf archäologische Strukturen hinweisen. Durch das Ausheben von Gruben, Gräben und Pfostenlöchern in vergangener Zeit und die Wiederverfüllung mit humoserem Erdmaterial, dass Wasser besser speichert, kommt beispielweise angebauter Weizen später in die Reifephase und bleibt länger grün oder wächst höher als die Pflanzen auf ungestörtem Boden. Umgekehrt wachsen Pflanzen auf Mauer- oder Straßenresten, die knapp unterhalb der Erdoberfläche liegen, schlechter und reifen früher oder wachsen weniger hoch. Dadurch können auf Luftbildern archäologisch relevante Strukturen erkannt werden.

Bei der Feldbegehung vor Ort am 13. und 14. April 2015 wurde auf dem Grundstück knapp nördlich des Russbaches ein urgeschichtliches Steinwerkzeug entdeckt. Auf den Feldern unmittelbar nördlich davon wurden einige Keramikfragmente aus dem späten Hochmittelalter (Um 1200 n. Chr.), dem Spätmittelalter (1250 - 1500 n. Chr.) und der frühen Neuzeit (ca. 1500 – 1600 n. Chr.) aufgelesen. Auf beinahe allen begangenen Flächen wurden glasierte, graue und orangene neuzeitliche Keramikfragmente (17. -19 Jhdt. n. Chr.) gefunden. Aufgrund der vermuteten archäologischen Strukturen und der hohen Fundkonzentration wird nördlich des Russbaches, an der Gemeindegrenze zwischen Deutsch-Wagram und Parbasdorf, eine Siedlungstelle des Mittelalters und der Neuzeit vermutet. Ältere Siedlungsreste sind ebenfalls zu erwarten. An zwei weiteren Fundstellen in Deutsch-Wagram konnten nur vereinzelte neuzeitliche Fundstücke gefunden werden und nur undeutliche Anzeichen für archäologische Strukturen. Daher werden dort, bis auf eine bereits bekannte mittelalterliche Wüstung, mit dem Namen Sellas, keine weiteren Siedlungen vermutet.

Quellen

Lang, B., Stagl, A., 2015. Prospektion Bericht Teil B S8, PB Gänserndorf. Niederösterreich. Fundberichte aus Österreich 54, D1137-1172.

Karte

Koordinaten: 48.28636865784714° 16.574653770652883°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326

Bericht
  • Jahr 2015
  • Maßnahme-Nr. 06031.15.01
Institution
Art der Maßnahme
Interpretation