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Neuzeitliche Kohlenmeiler im Forstgut Saualpe

Erstellt von Tanja Trausmuth am 22. Feb. 2021

Beschreibung

Im Rahmen der interdisziplinären Erforschung der Besitzgeschichte des Forstgutes Saualpe - Dr. Litschauer  wurden von Archäologie und Communication im Sommer 2015 archäologische Untersuchungen in zwei Bereichen des Forstgutes, in den  Flurbezeichnungen Lellacher Schmiede, Altweg Raunig-Urban und Mühle Urban in der Ortsgemeinde Diex der Katastralgemeinde Obergreutschach sowie in der Flurbezeichnung  Hirschenstube der Marktgemeinde Griffen in der Katastralgemeinde Wölfnitz durchgeführt. Dabei sollte anhand der beiden bereits 2012 entdeckten, neuzeitlichen (ca. 1500 n. Chr. bis in die Gegenwart) Kohlstätten ein Beitrag zur historischen Holznutzung des Forstgutes erarbeitet und das umfassende Altwegenetz anhand einiger Beispiele beschrieben werden, wobei die im Jahr 2012 aufgesammelten Funde des Mitte des 20. Jahrhunderts aufgelassenen Bergbauernhofes Raunig gleichfalls in die Studie integriert wurden.

Bei der Untersuchung konnte erstmalig im Bundesland Kärnten an zwei Meilerstellen der archäologische Nachweis von historischen Kohlenmeilern, genauer gesagt von zwei Meilertypen – dem stehenden sowie dem liegenden Meiler, auch Rund- bzw. Langmeiler genannt, erbracht werden. Obwohl der stehende Meiler zum am weitest verbreiteten Typ in Europa zählt, ist der liegende Meiler, eine ursprünglich skandinavische Entwicklung, welche in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch direkten Technologietransfer aus Skandinavien respektive Schweden in den österreichischen Alpenraum kam, besonders im Gebiet des südlichen Ober- und Niederösterreichs und in der Obersteiermark verbreitet. 

Die beiden untersuchten Meilerstellen „Hirschenstube“ und „Lellacher Schmiede“ bestehen jeweils aus zwei Rundmeilerplätzen, wobei die Fundstelle Hirschenstube noch durch einen etwa 70 Meter entfernten, einzeln stehenden Rundmeiler ergänzt wird, sowie drei Langmeilerplätzen, welche eine bemerkenswerte, bisher noch unbekannte Geländeform darstellen. So konnte festgestellt werden, dass ähnlich den bereits vielfach in der Steiermark dokumentierten langovalen Hügeln der ehemals rechteckigen Holzkohlenmeiler vier der sechs untersuchten Langmeilerplätze am unteren Ende des Meilers, wo die Holzkohle entnommen wurde, eine trapezförmige Ausnehmung aufweisen, und sich jeweils daneben ein schmälerer, langovaler und niedrigerer Hügel befindet, der aufgrund der Schichtabfolge der Bohrkerne gleichfalls als Langmeilerplatz angesprochen wurde.

Obwohl erste dendrochronologische Untersuchungen (also Verfahren zur Bestimmung des Alters aufgrund der Jahresringe von Holzresten) bedauerlicherweise kein Ergebnis erbrachten, ist vorläufig eine Zeitstellung im 19. Jahrhundert anzunehmen, wobei beim separat stehenden Rundmeiler Hirschenstube eine ältere Datierung denkbar ist.

Im Rahmen der Untersuchungen der Altwege wurden zwei Streckenabschnitte des sehr umfangreichen Wegenetzes begangen und im Detail beschrieben, wobei von den Archäologen mehrere Altwegformen, vor allem Hohl- und Hangwege sowie eine Wegbefestigung bei der Hangwegform und an zwei Stellen im Steilhang des Altweges Hirschenstube ca. 4 bis 11 Zentimeter breite, in die Felsblöcke eingefahrene Spurrillen dokumentiert werden konnten. Ein bemerkenswerter Befund zeigte sich bei einer Wegtrasse des Altwegbündels des Altweges Raunig–Urban, bei dem sich in einem Abstand von 11,2 bzw. 12 Metern Geländestufen in der 1,4 Meter breiten Fahrbahn befanden, die durch die Nutzung entstanden sein müssen.

Bereits in den Beschreibungen des Franziszeischen Katasters des Gebietes wurde festgehalten, dass zu allen Bergbauernhöfen eigene Getreidemühlen gehörten, welche entweder gleich direkt am Bachufer oder in der Nähe des Baches, von dem dann das Wasser mittels Fluter zum Betrieb der Wasserräder abgeleitet und dem Bach danach wieder zugeleitet wurde, errichtet wurden. Davon sind heute zum Teil noch die Grundmauern entlang des Rauniggrabens und des Wölfnitzbaches erhalten. Bei den durchgeführten Untersuchungen konnten auch die in Trockensteintechnik erbauten Grundmauern von der zum Hof Urban gehörigen Mühle beschrieben werden, die, bis auf eine nicht auf dem Plan eingezeichnete Mauer, auf der die Wellbäume der beiden oberschlächtigen Wasserräder auflagen und welche wohl aus Stabilitätsgründen erforderlich und somit später hinzugefügt wurde, in ihren Ausmaßen dem Bauplan von 1862 entsprechen.

Das von den Archäologen geborgene Fundmaterial, darunter Fragmente eines Tongefäßes sowie ein rezenter Eisennagel und ein Fragment eines Eisenblechgefäßes, verblieb im Forstgut Dr. Litschauer, und die Ergebnisse wurden gemeinsam mit den Daten anderer Projektmitarbeiter (Archivmaterialen, historische Daten zur Bewirtschaftung des Forstgutes, volkskundliche Untersuchungen, etc.) ausgewertet und sämtliche Ergebnisse als Teil einer Monographie zur Besitzgeschichte publiziert.

Quellen

Klemm, S., 2015. KG Obergreutschach, OG Diex, KG Wölfnitz, MG Griffen. Fundberichte aus Österreich 54, 61-63, D983-D993.

Karte

Koordinaten: 46.786633° 14.663635°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326

Bericht
  • Jahr 2012
  • Maßnahme-Nr. 76326.15.01
Lage
Art der Maßnahme
Zeitstellung