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Mittelalter- bis neuzeitliche Pfarrkirche St. Blasius in Abtenau Markt

Erstellt von Raimund Karl am 13. Jul. 2019

Beschreibung

2015 wurden bei einer Renovierung von Teilbereichen der Pfarrkirche hl. Blasius Grabungen im nördlichen Seitenschiff sowie im Presbyterium vor dem Hochaltar durchgeführt.

Bei diesen Grabungen wurden vor dem barocken Hochaltar die Reste einer mächtigen, Nord-Süd verlaufenden Bruchsteinmauer (Breite 1,1 m) entdeckt. Dabei handelt es sich eventuell um eine ältere (vorgotische?) Bauphase, in der das Presbyterium nach drei Jochen einen geraden Abschluss gefunden hätte. Der polygonale (gotische) Chorabschluss wurde stattdessen mit einer Fuge an die Ecke angesetzt, die das nördliche Fundament des Presbyteriums mit der nun aufgedeckten, Nord-Süd verlaufenden Mauer bildet. Auch an der Südseite zeigten sich Hinweise auf eine mehrmalige bauliche Veränderung des Chores, wo ein verstäbtes gotisches Türgewände (die verzierte, schräg ins Mauerwerk eingeschnittene Seite eines Türdurchganges) im aufgehenden Mauerwerk freigelegt werden konnte. Dieses hatte seinerseits einen noch älteren Zugang von Süden überlagert. Nach dem Abbruch der Nord-Süd verlaufenden Mauer führte eine Stufe über deren verbleibende Reste Stufe zum Altar im neuen Anbau, deren Reste in Form von Rotmarmorplattenresten dokumentiert werden konnten.

Eine Erweiterung erfuhr die Kirche in barocker Zeit durch einen Anbau einer Kapelle ans nördliche Seitenschiff (urkundlich erwähnt 1659). In diesem Bereich konnten barocke Estrichreste, ein Treppenunterbau zum Altar des Seitenschiffs an der Ostseite und ein mit Bruchsteinen gemauerter Schachteinbau nördlich des Altarsockels dokumentiert werden. Der Schachteinbau wurde noch bis ins 19. Jahrhundert für die Versickerung des Taufwassers, aber auch für die ›Entsorgung‹ gebrochener Taufgefäße etc. verwendet. Das keramische Fundmaterial der Grabungen umfasst daher vor allem Fragmente kleiner neuzeitlicher Weihwasserkrüge, die aus diesem Schacht stammen.

Trotz rezenter Überformungen (aus Gussbeton) waren in diesem Gebäudeteil auch noch Reste der originalen Bausubstanz des Unterbaus für den zuletzt genannten Altar erhalten. Dessen Fundament bestand aus einer Lage großer, vermörtelter Bruchsteine mit einem Vorsprung, auf dem Spolien zu einem U-förmigen Sockel gefügt worden waren. Bei den Spolien handelte es sich um schwarz-rot bemalte, mehrfach profilierte Fragmente von Türgewänden, die vermutlich aus einer gotischen Bauphase stammen. Die Spolien aus dem Altarsockel wurden beim Abtragen geborgen und dokumentiert.

Zu den interessanteren Kleinfunden gehörten 40 Fundmünzen sowie verschiedene Devotionalien (barocke Kreuzanhänger, Benediktuspfennig). Die Münzen stammen aus dem 17.-19. Jahrhundert, wobei ein 1670 geprägter »Dreier« aus dem Bistum Würzburg hervorzuheben ist, der hier erstmals als Bodenfund in Salzburg belegt werden konnte. Drei Münzen zeigten eine sekundäre Lochung, die auf eine Schmuckfunktion verweisen dürfte, ein bislang unter den Fundmünzen aus Salzburger Kirchengrabungen nicht bekanntes Phänomen.

Quellen

Höglinger, P. 2015. KG Abtenau Markt, MG Abtenau. Fundberichte aus Österreich 54, 328.

Karte

Koordinaten: 47.563886° 13.346759°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326

Bericht
  • Jahr 2015
  • Maßnahme-Nr. 56002.15.01
Lage
Institution
Art der Maßnahme
Interpretation