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Das Konzentrationslager Loibl-Nord in Ferlach

Erstellt von Tanja Trausmuth am 22. Feb. 2021

Beschreibung

Gemeinsam mit dem Lager Loibl-Süd im heutigen Slowenien diente das Konzentrationslager Loibl-Nord, ein Nebenlager von Mauthausen, zwischen den Jahren 1942 und 1945 als Unterkunft für Zwangsarbeiter und Bauarbeiter während der Errichtung des Loibltunnels. Ab dem Jahr 2008 wurden im Vorfeld der Errichtung einer Gedenkstätte von unterschiedlichen Institutionen immer wieder archäologische Maßnahmen durchgeführt, um die funktionelle Zuordnung der noch sichtbaren aber auch teilweise unsichtbaren, im Boden ruhenden Baureste des Lagers zu klären, wodurch die Reste eines Häftlings- und eines Zivillagers dokumentiert werden konnten. Im Herbst 2015 konnte im Auftrag des Innenministeriums (Abteilung IV/7) durch den Verein FIALE eine archäologische Beaufsichtigung und Einmessung von 14 Punktfundamenten für das Projekt „Erweiterung der KZ-Gedenkstätte Loibl-Nord“ durchgeführt werden.

Im Umfeld der sich ursprünglich auf mehreren Terrassen befindlichen fünf Häftlingsbaracken des Lagers, darunter eine Wachbaracke der SS, eine Waschbaracke, Wachtürme und ein Appellplatz mit Küchenbaracke, wurden insgesamt 14 Baugruben für Punktfundamente ausgehoben, welche sich paarweise den Hang von Nordosten nach Südwesten aufwärts erstrecken und sich, bis auf zwei westlich liegende, überwiegend östlich des, die Gedenkstätte durchschneidenden, rezenten Wirtschaftsweges befinden. Die von den Archäologen ergrabenen Sondagen hatten eine durchschnittliche Größe von ca. 1,5 mal 1,2 Meter mit einer maximalen Tiefe von 1,5 Meter und erbrachten zumeist keine archäologisch relevanten Befunde oder Funde. Einzig bei Ergrabung der Sondage 4, welche aus baulichen Gründen eine Erweiterung Richtung Norden erforderte und somit ca. 3,3 mal 1,3 Meter groß war, zeigte sich direkt unter einer grau-beigen, lehmigen Schicht mit kleinen Kieselchen und Holzkohlestücken, welche von nur wenigen Zentimeter Humus bedeckt war, ein Holzbrett, von dem angenommen werden darf, dass ursprünglich mehrere vorhanden waren bzw. sich diese unter dem Nutzungshorizont auch noch erhalten haben könnten, sowie in der südlichen Verlängerung des Holzbrettes in einer Reihe drei Pfostenstellungen mit einem Durchmesser von ca. 10 Zentimetern. Eine deutliche Grenze konnte von den Archäologen als  klare, von Nord-Nord-Ost nach Süd-Süd-West verlaufende Kante dokumentiert werden, welche vermutlich als Raumgrenze oder Trennlinie zwischen zwei funktional verschiedenen Räumen oder einem Außen- und einem Innenbereich zu verstehen ist, wofür bei einer als Bauhorizont interpretierten Schicht der hohe Anteil an weißen Kalk-, Mörtel- oder Zementflittern spricht. Somit könnte es sich bei diesem Befund um einen baulichen Eingriff eines eventuellen Gebäudes bzw. einer einstigen Baracke handeln.

Quellen

Bauer-Wassmann, U., 2015. KG Loiblthal, OG Ferlach. Fundberichte aus Österreich 54, D980-D982.

Karte

Koordinaten: 46.444398° 14.250733°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326

Bericht
  • Jahr 2008
  • Maßnahme-Nr. 72009.15.01
Lage
Art der Maßnahme
Zeitstellung
Interpretation