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Der römisch-kaiserzeitliche bis mittelalterliche Ringwall bei Litzelsdorf

Erstellt von Tanja Trausmuth am 03. Feb. 2021

Beschreibung

Die auf einem Plateau in einem Wald bei Litzelsdorf gelegene kreisförmige Befestigungsanlage, die aus einem Wall mit innen liegendem Graben besteht, ist bereits seit langem bekannt und wurde im 20. Jahrhundert begangen aber bisher nicht näher erforscht.

Vor Beginn der Grabung durch den Verein PannArch wurde eine geophysikalische Prospektion (zerstörungsfreie Erkundung und Erfassung von archäologischen Stätten) im Innenraum der Anlage durchgeführt. Basierend auf den Ergebnissen dieser Untersuchung wurden drei Grabungsschnitte angelegt, die darauf abzielten, Alter und Funktion der Anlage zu bestimmen.

Die Grabungsergebnisse deuten auf eine mehrphasige Besiedlung hin, deren Beginn anhand der gefundenen Keramik zwar nicht genau bestimmt werden kann, aber in die vorrömische Zeit (vor dem 1. Jahrhundert v. Chr.) fällt. In Zusammenhang mit der Keramik gefundene nah beieinanderliegende Pfostenlöcher wurden als Reste einer Palisade interpretiert.

Des Weiteren wurde neben Glasfragmenten und einer Münze aus Bronze auch römische Keramik (unter anderem Terra Sigillata, d. h. Tafelgeschirr) sowie drei Fibeln (Gewandspangen) gefunden, die eindeutig in die Römische Kaiserzeit (ca. 15 v. Chr. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) zu datieren sind. Bei zwei der Fibeln handelt es sich um sogenannte Kniefibeln, die typischerweise im militärischen Zusammenhang gefunden werden und über einen Zeitraum vom 2. bis 5. Jahrhundert n. Chr. Verwendung fanden. Die dritte Fibel ist eine Doppelkopffibel. Diese waren im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. Teil der norisch-pannonischen Frauentracht und werden daher in der Regel in zivilen Siedlungen gefunden. Da die Funde also aus zwei unterschiedlichen Lebensbereichen (militärisch und zivil) stammen, lassen sie keinen Schluss darauf zu, wie die Fundstelle in römischer Zeit genutzt wurde. Um diese Frage klären zu können, bedarf es weiterer Ausgrabungen. Auch die entdeckten Pfostenlöcher, die auf eine Bebauung während dieser Besiedlungsphase hinweisen, geben beim derzeitigen Forschungsstand keinen Hinweis auf die Art der Nutzung.

Auffallend war jedoch, dass die aus der römischen Nutzungsphase stammenden Befunde unterhalb eine Planierschicht liegen, die mit Funden aus der römischen Zeit durchsetzt war. Es lässt sich derzeit allerdings nicht sagen, ob diese Schicht noch in römischer Zeit oder erst danach entstand. Zwei, westlich des die Anlage durchziehenden Forstweges liegende Gräben waren in diese Schicht eingetieft und sind daher jüngeren Alters.

Kreisförmige Wallanlagen mit innen liegendem Graben wie die hier untersuchte werden in der Regel ins Mittelalter (ca. 500 bis 1500 n. Chr.) datiert. Im Rahmen der Ausgrabung wurden aber keine aus dem Mittelalter stammenden Funde gemacht. Da die ergrabene Fläche relativ klein war, ist dies nicht zwingend aussagekräftig und bedarf weiterer Untersuchungen. Hinzu kommt, dass der Wall im Osten der Anlage nie fertiggestellt worden zu sein scheint. Dies lässt vermuten, dass die Anlage nie in Benutzung war, was das Fehlen entsprechender Funde erklären könnte.

Quellen

Eckkrammer-Horvath, I., Fiebig, K., 2015. KG Litzelsdorf, MG Litzelsdorf. Fundberichte aus Österreich 54, 46-49, D550-D557.

Karte

Koordinaten: 47.225095° 16.144344°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326