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Jungsteinzeitliche Siedlung in Niederkappel aus der Chamer Kultur

Erstellt von Kristina Yakovlev am 03. Feb. 2022

Beschreibung

Die Schlögener Schlinge befindet sich im oberen Donautal in Oberösterreich und liegt auf halbem Weg zwischen Passau und Linz. Die Flussschlinge ist ein jungsteinzeitlicher Siedlungsort aus der Zeit der Chamer Kultur (3300 – 2700 v. Chr.) und zeichnet sich durch die imposante geographische Lage und strategische Position aus. Die landwirtschaftliche Bearbeitung, aber auch gezielte archäologische Grabungen im Gebiet brachten zahlreiche Funde zum Vorschein, wie z.B. Steingeräte und Keramikteile. Bereits 2011 konnte Gernot Krondorfer in der Nähe von Weikersdorf eine große Anzahl an solchen Funden dokumentieren. Pfosten- oder Vorratsgruben konnte jedoch nicht verzeichnet werden.

Im Zuge der großflächigen archäologischen Grabungsarbeiten in Niederkappel konnten im Sommer 2015 weitere bedeutungsvolle Funde gemacht werden.  Ebenso wurde festgestellt, dass „im Zuge des Straßenbaues in den 1970er-Jahren umfangreiche Geländemodellierungsarbeiten durchgeführt worden“ (KLIMESCH, REITBERGER-KLIMESCH, KRONDORFER 2015, 309) waren. Die ursprüngliche Oberfläche wurde dabei um 1,5m abgetragen. Dieser Umstand belegt somit das Fehlen von wichtigen Befunden und Siedlungsspuren und die fast komplette Zerstörung dieser bedeutenden Fundstelle.

Nichtdestotrotz ist es den Archäolog*innen gelungen mehrere sensationelle Funde zu bergen. „Insgesamt wurden etwa tausend einzelne Keramikfragmente auf nur etwa 1,5 Quadratmeter Fläche geborgen: 30 verzierte Gefäße, vorwiegend Töpfe und Schüsseln in verschiedener Form und Größe. Bruchstücke ohne Zierrat lassen auf etwa 20 weitere Gefäße schließen“ (KRONDORFER 2016, 8). Die Rede ist von einer Vorratsgrube, dessen Sohle klare kreisförmige Verfärbungen im Boden abbildet. Insgesamt handelt es sich um einen erstklassigen Typen- und Stilquerschnitt, der auch bei der Erforschung anderer Fundorte zur Klassifizierung und Präzisierung von Zeitstellungen herangezogen werden kann. Ein aufwendig verziertes Gefäßteil (Abbildung 1) mit modellierten Bögen, so wie ein Jadebeil (4,7 x 2,7 cm/Abbildung 2) zeugen eindringlich von der Chamer Kultur in dieser Gegend. „Auf den Höhenrücken errichten Menschen gegen Ende der Jungsteinzeit hier ihre Häuser aus Holz und Lehm. Sie bauen Getreide an, halten Haustiere, gehen auf die Jagd und profitieren vom reichen Fischbestand der Donau“ (Oberösterreich Nachrichten 2018).

Gernot Krondorfer betreibt u.a. ein Steinzeit-Museum in Ohnerstorf (Gemeinde Sarleinsbach).

Quellen

KLIMESCH, REITBERGER-KLIMESCH, KRONDORFER 2015, KG Niederkappel, OG Niederkappel, Fundberichte aus Österreich Band 54, 309

KRONDORFER Gernot: „Über Topf und Stein durchs Obere Donautal - Vergessene Steinzeit am Strom“ in: Jubiläumsausgabe - Archäologische Botschaften aus Oberösterreich: Ausgabe 20, Herbst 2016: (https://docplayer.org/141064775-Jubilaeumsausgabe-archaeologische-botschaften-aus-oberoesterreich.html)

Oberösterreich Nachrichten: „Feuerstein und Birkenteer – Film über das frühe Leben an der Donauschlinge“, Artikel vom 16. Januar 2018: https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/muehlviertel/Feuerstein-und-Birkenteer-Film-ueber-das-fruehe-Leben-an-der-Donauschlinge;art69,2786887

Karte

Koordinaten: 48.455404° 13.884029°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326

Bericht
  • Jahr 2015
  • Maßnahme-Nr. 47107.15.01
Institution
Art der Maßnahme
Zeitstellung
Interpretation