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Frühmittellalterliche Siedlung bei Heiligenkreuz im Lafnitztal

Erstellt von Tanja Trausmuth am 02. Feb. 2021

Beschreibung

Nahe der österreichisch-ungarischen Staatsgrenze fanden anlässlich des geplanten Baus der S7 Fürstenfelder Schnellstraße in den Jahren 2013 und 2014 zwei archäologische Grabungskampagnen auf dem Gemeindegebiet von Heiligenkreuz im Lafnitztal, Südburgenland, statt.

Die dabei untersuchte Fundstelle, mit einer Fläche von insgesamt 11.800 m², liegt im Flusstal der Lafnitz und wurde stratigraphisch, d.h. Schicht für Schicht in umgekehrter Folge der einstigen Ablagerungen, ergraben. Zusätzlich dazu wurden teilweise auch Profile der archäologischen Befunde angelegt, um den Aufbau der Strukturen veranschaulichen und dokumentieren zu können.

Insgesamt konnten 333 archäologische Strukturen in den 10 angelegten Schnitten ergraben werden, wobei pro Jahr jeweils 5 in etwa Ost-West orientierte Schnitte erforscht wurden. Dabei konnten in den Schnitten 1 bis 5 des Jahres 2013 insgesamt 298, in den Schnitten 6 bis 10 des Jahres 2014 nur lediglich 35 archäologisch relevante Strukturen aufgefunden werden.

Eine große Gruppe davon stellten 23 Grubenhäuser dar, welche zwischen 8 und 50 Zentimetern tief  waren und mit einer Länge zwischen 2,3 und 5,8 Metern, sowie einer Breite von 1 bis 2,6 Metern eine unregelmäßige, annähernd rechteckige Form aufwiesen. Zwei Drittel der ins Frühmittelalter (ca. 500 bis 1050 n. Chr.) datierten Strukturen lagen Nord-Süd ausgerichtet und ein Drittel Ost-West-orientiert, wobei sie zumeist durch ein u-förmiges Profil charakterisiert waren. Ihre Verfüllungen, die manchmal aus unterschiedlichen Schichten aufgebaut waren, enthielten oft Stücke von Holzkohle sowie Hüttenlehmfragmente. Als besonders interessanter Befund zeigte sich ein ca. 40 Zentimeter tiefes Grubenhaus mit einer Länge von 5,8 und einer Breite von 2,6 Metern, da neben Keramikfragmenten, Stein, Ziegel und Schlackeresten auch zwei gut erhaltene Eisenmesser und Nadelfragmente sowie Leichenbrand geborgen werden konnte. Zusätzlich zu Holzkohle, Hüttenlehm, Keramik und Schlacke stellten weitere Funde der Grubenhäuser Tierknochen, Glasfragmente, ein Spinnwirtel, eine Türangel, ein Set komplett erhaltener Mahlsteine sowie Fragmente von weiteren Mahlsteinen dar.

Ebenfalls als Häuser, genauer gesagt 3 Pfostenbauten ließen sich einige der 244 aufgefundenen Pfostenlöcher interpretieren. Zwei Grundrisse der Ost-West-orientierten Pfostenhäuser wiesen eine ungefähre Größe von 4 mal 2 Metern auf, wobei das erste mit 7 und das zweite mit 6 Pfostenlöchern erbaut war, und der dritte Pfostenbau mit seinen 7 Pfostenlöchern an eines der Grubenhäuser angeschlossen gewesen sein könnte. Der große Rest der Pfostenlöcher wurde von den Archäologen als Teile verschiedener Umzäunungen oder weniger gut erhaltener Bauten interpretiert.

Zusätzlich zu den 34 unregelmäßigen,  zumeist runden bis ovalen, nicht näher bestimmbaren Siedlungs-Gruben, welche sich im Profil u-förmig zeigten, zwischen 3 und 54 Zentimeter tief waren und eine Länge zwischen 0,51 und 3,4 Metern sowie eine Breite zwischen 0,42 und 2 Metern aufwiesen konnte eine ergrabene Struktur anhand ihrer charakteristischen Form und einer Größe von 2,9 mal 2,6 Metern als annähernd runde Vorratsgrube angesprochen werden. Das darin entdeckte Fundmaterial setzte sich aus Hüttenlehm, Tierknochen, Ziegel, und Keramikfragmenten zusammen, welches wiederum ins Frühmittelalter datiert werden konnte.

Aufgrund der charakteristischen Herstellung und Form der verschieden Keramiken, mit ihren Verzierungen aus Wellenlinien, Rillen und Stichen, konnte das Fundmaterial eine zeitliche Eingrenzung der Siedlung in das 9. bis 10. Jahrhundert nahe legen und wurde an das Museum Pfeilberg Fürstenfeld übergeben.

Quellen

Czubak, J., Chmielewski, B., Duld, S., Hlásek, D., 2015. KG Heiligenkreuz im Lafnitztal, OG Heiligenkreuz. Fundberichte aus Österreich 54, D682-D715.

Karte

Koordinaten: 46.987647° 16.238495°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326

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