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Grabung im spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Schloss Seggau

Erstellt von Fabian Benedict am 12. Jul. 2021

Beschreibung

Bei der Grabung von März bis April 2015 konnten in der Südwestecke, bei der südlich dem Schloss Seggau vorgelagerten Gartenbastei, ehemalige Basteimauern und Teile der Vorburganlage entdeckt werden. Die Grabung wurde in einem einsturzgefährdeten Bereich der westlichen Umfassungsmauer durchgeführt, an dem Sicherungs- und Baumaßnahmen notwendig geworden waren. Dabei wurde bis zu 4,5 m tief in die hoch aufgeschüttete Terrasse eingegriffen. Bereits in einem halben Meter Tiefe zeigte sich eine Nord-Süd verlaufende Wehrmauer (SE 4) aus Kalksandsteinblöcken der ehemaligen Bastion, mit einem Mauerkern aus Bruchsteinen und Mörtel. Die Mauer war noch zu 7,5 m Länge und 1,9 m Höhe erhalten, allerdings wurde der Fuß der Mauer nicht erreicht und auch die Dicke konnte aufgrund ihrer Lage am Schnittrand nicht ermittelt werden. Beinahe parallel zu dieser Mauer verlief weiter westlich eine Ziegelmauer (SE 5) auf einem Bruchsteinfundament in Mörtelbindung eines einräumigen Gebäudes, das direkt auf dem anstehenden Fels angelegt wurde. Im Süden lag das Fundament auf einer Futtermauer, eine Stützmauer, die das Abrutschen von Erdreich verhindert. Die Ziegel- sowie die Futtermauer schlossen im Süden beide an eine Basteimauer an und bildeten eine rechtwinkelige Innenecke der Bastion. In die Ziegelmauer SE 5 war an der Westseite eine Türnische eingelassen, in dem sich eine 92 cm breite Türöffnung befand, an der noch eine Türangel mit Türband aus Eisen befestigt war. An der östlichen Seite der Ziegelmauer wurde ein Rollsteinpflaster (SE 36) freigelegt, das in Richtung Schloss nach Norden hin leicht anstieg. Verdeckt wurde die Pflasterung von den Abbruchresten des Ziegelgebäudes. Auf der gegenüberliegenden Seite im Westen lagen ebenfalls Reste eines Ziegelmauerwerks (SE 22) mit einem eigenen Bruchsteinfundament, dass in das stärkere  äußere Bastionsmauerwerk eingesetzt war. Die Ziegelmauern gehören zu einem Gebäude mit Ziegelboden (SE 15), dessen Innenwände Verputzreste aufwiesen. Dieser trapezförmige Raum dürfte maximal 5,5 m lang und 2,5 m breit gewesen sein. Die Ziegelmauern waren direkt an die Bastionsmauern (SE 17, 25 und 10, 18, 38) angebaut, die aus Grünschiefer und Kalksandstein bestand. Dieser Eckbereich der Bastion war bereits von nachträglich Umbauten stark gestört, daher konnte die Breite nicht ermittelt werden. Die zugehörige Futtermauer (SE 18) wies eine Breite von 1,8 m auf und reichte tiefer in den Boden als der Eingriff der Baumaßnahme.

Das überraschend wenige Fundmaterial bestand aus Kacheln und Keramikgefäßen des 16. und 18 Jahrhunderts aus den Abbruchschichten der Mauerreste. Daher ist anzunehmen, dass dieser Teil der Bastion im 18. Jahrhundert aufgegeben und planiert wurde. Die innere Wehrmauer (SE 4) aus Kalksandsteinblöcken dürfte um 1500 errichtet worden sein. Das Ziegelgebäude, bei dem es sich um eine Schießkammer oder Kanonenkammer gehandelt haben dürfte, kann aufgrund der verwendeten Ziegel um 1600 datiert werden. Die Kammer konnte über den  mit Rollsteinen gepflasterten weg, der zwischen der Bastionsmauer und der Wehrmauer verlief, vom Schloss aus erreicht werden.

Quellen

Karl, S., 2015. KG Seggauberg, SG Leibnitz. Steiermark. Fundberichte aus Österreich 54, 371-372.

Karl, S., Levente, H., 2015. Bericht zur Grabung Schloss Seggau 2015. Bericht – Teil B. Steiermark. Fundberichte aus Österreich 54, D6141 - 6201.

Karte

Koordinaten: 46.77975187934495° 15.523876726284293°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326

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Bericht
  • Jahr 2015
  • Maßnahme-Nr. 66172.15.01
Lage
Institution
Art der Maßnahme
Interpretation