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Geomagnetische Untersuchung der mittelalterlichen Hussitenburg auf dem Taborkogel

Erstellt von Fabian Benedict am 18. May. 2021

Beschreibung

Von 03. bis 05 November 2015 führte Gábor András Szörényi vom Herman Ottó Museum auf dem Taborkogel bei St. Martin im Sulmtal eine geomagnetische Prospektion durch. Dabei wurden sieben möglichst bewuchsfreie und ebene parallel zueinander liegende Bereiche mit einer Gesamtfläche von 4680 m² untersucht. Aufgrund zahlreicher umgestürzter Bäume konnte nur der Nord- und Westteil des Kogels untersucht werden. An der Oberfläche sichtbare Strukturen, die die Prospektion beeinflussen (Waldwege, Gruben) oder archäologisch bedeutend (Böschungen, Gräben) sein könnten, sind vorab vermessen worden. Die Flächen wurden in drei Bereiche, Südost-Vorfeld, Hauptburg und vorgeschobene Befestigung und dessen Vorfeld, eingeteilt und mittels Magnetometer untersucht. Mit diesem Gerät werden feinste Änderungen im Erdmagnetfeld festgestellt, die durch archäologische Strukturen im Untergrund entstehen können. In den Ergebnissen der sind verschiedene Anomalien festgestellt worden, die auf ehemalige Befestigungs- und Gebäudestrukturen hinweisen. Im Südostvorfeld führte ein noch sichtbarer Hohlweg zu einem hufeisenförmigen erhöhten Vorwerk, bei dem eine 5 x 5 m große mit Erde aufgefüllte Holzkonstruktion gestanden haben dürfte. In den Daten zeigte sich, dass das Gebäude vermutlich abgebrannt ist.

Innerhalb der Hauptburg und deren östlichen und südlichen Flankierungswerke, wurde der Grabungsschnitt in den Messdaten aus 1994 sichtbar. Die Flankierungswerke bestehen jeweils aus einer 1-1.5 m breiten Erdaufschüttung, die vermutlich ursprünglich von einer Holzkonstruktion gehalten wurde, einem davor liegenden 3 bis 4 m breiten Graben und einer außerhalb des Grabens liegenden kleinere Erdaufschüttung als Außenwall. Im Burginneren konnte ebenso eine etwa 15 x 10 m große Anomalie in den Daten beobachtet werden, in der sich zahlreiche Störungen in Form von Metallobjekten befanden. Dabei könnte es sich um den ehemaligen abgebrannten Fachwerkbau handeln, der schon bei der Grabung 1994 festgestellt werden konnte.

Im Nordwesten der Hauptburg befindet sich eine vorgelagerte runde Befestigung. Die Befestigung besteht aus einem umlaufenden Graben mit einem Durchmesser von 23 m und einer Grabenbreite von 3 m. Oberhalb der Innenseite des Grabens verläuft ein Erdwall, der in den Magnetikdaten Anomalien zeigte, die auf das Abbrennen einer Holzstruktur hinweisen. Der Zugang zur vorgelagerten Befestigung war an der Südost-Seite und somit der Hauptburg zugewandt. Auch im Eingangsbereich zeigten sich auf einer Fläche von 6 x 6 m Anomalien von Hitzeeinwirkung. Eventuell ist eine Holzbrücke, die über den Graben führt, in Brand geraten. Zahlreiche derartige Befestigungen wurden im 15. Jahrhundert im Osten Österreichs und im Westen Ungarns errichtet und stehen mit den Kriegen zwischen Kaiser Friedrich III und Matthias Corvinus in Zusammenhang. Sie dienten der Befestigung strategisch wichtiger Punkte und wurden konnten mit ihrer lediglich aus Holz gezimmerten und mit Erde aufgefüllten Wallanlage mit vorgelagertem Graben rasch errichtet werden, fielen aber häufig Bränden zum Opfer.

Quellen

Szörényi, G. A., 2015. KG Aigen, OG St. Martin im Sulmtal. Steiermark. Fundberichte aus Österreich 54, D5884-5892.

Karte

Koordinaten: 46.771814664844534° 15.282066936234632°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326

Bericht
  • Jahr 2015
  • Maßnahme-Nr. 61002.15.01
Institution
Art der Maßnahme
Zeitstellung
Interpretation