Feldbegehung auf dem römerzeitlichen Heiligtum auf dem östlichen Schöcklplateau
Erstellt von Fabian Benedict am 07. Jul. 2021
Beschreibung
Der Schöckl ist bereits im Jahr 1147 in der Gründungsurkunde des Klosters Seckau als Landmarke genannt. Der markanteste Punkt ist der Schöcklkopf (1423 m ü. M.) im Osten des Plateaus, in dessen Bereich eine Feldbegehung an drei Tagen (5. Juni, 9. Oktober und 10. November 2015) durchgeführt wurde. Anlass für die Untersuchung waren zahlreiche römerzeitliche Funde aus den vergangenen 25 Jahren auf dem Ostplateau, insbesondere die von H. Siegert 2014 aufgesammelten Oberflächenfunde. Das Untersuchungsgebiet südlich des Schöcklkopfes ist Richtung Süden geneigt, weist aber im Bereich der S-Kurve des Forstweges möglicherweise künstliche Terrassierungen auf. Störungen ergeben sich durch bauliche Eingriffe durch die Forststraße, einen Sendemast, eine Baggerzufahrt zu einer Kapelle und durch die Almnutzung des Gebietes und den dafür errichteten Weidezaun. Da der Schöcklkopf auch stark touristisch genutzt wird, war teilweise auch eine Vermüllung festzustellen. Vor allem Alluminiumverschlüsse und Stanniolreste behinderten die Fundsuche mittels Metallsuchgerät. Der Untersuchungsbereich wurde in fünf Areale (A-E) aufgeteilt und diese auf Oberflächenfunde und Metallobjekte (mittels Sonde), sowie sichtbare natürliche und historische Geländestrukturen untersucht und vermessen. Mögliche bauliche Reste aus der Römerzeit zeigte sich in Trakt A und E in Form von stark abgetragenen Terrassierungen auf dem Südwest-Hang. Am Nordhang von Trakt A fielen Unebenheiten auf, die als Gebäude interpretiert wurden, auch weil sich an der Stelle in Maulwurfshügeln Mörtelreste befanden. In Trakt E, unterhalb der Forststraße, war eine Felskante erkennbar, die zu einem Altweg gehören dürfte. Der Schöcklkopf selbst, im Bereich Trakt C, wurde wahrscheinlich künstlich zugerichtet. An dieser Stelle wird in Berichten von 1990 eine Trockensteinmauer erwähnt, die bereits bis 2001 abgetragen wurde. Allerdings wurden hier rot und gelb bemalte Verputzreste entdeckt, die auf einen aufwendigeren Bau hinweisen. Die aufgesammelten Fundobjekte im gesamten Untersuchungsgebiet stammen ausschließlich aus der römischen Kaiserzeit (1. bis 4. Jhdt. n. Chr.) und der späten Neuzeit bis moderne Funde (18. bis 20. Jhdt.). Vom gesamten Fundmaterial sind die römerzeitlichen Funde mit 77,8 % (344 Objekte) mit Abstand am stärksten vertreten. Darunter befanden sich auch Terra Sigillata-Fragmente die auch im mittelgallischen und germanischen Raum verbreitet waren. Typische Gefäßreste von Lampen, Reibschalen und Amphoren konnten ebenfalls geborgen werden. An römischen Glasfragmenten fanden sich Stücke einer Vierkantflasche, einer Rippenschale und einer doppelkonischen Perle aus blauem sowie eine Augenperle aus gelbem Glas. Unter den wenigen Metallfunden, die vorwiegend in Trakt A zum Vorschein kamen, befanden sich zwei bleierne Fragmente einer zweiseitigen Votivfigur, die einen Gladiator oder den Gott Mars Ultor darstellen, 14 römerzeitliche Münzen aus dem Zeitraum von Domitian bis Licinius (81 bis 324 n. Chr.) und zwei punzierte Bronzebleche.
Es ist davon auszugehen, dass sich am Ostplateau des Schöckl ein römisches Heiligtum vom 1. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. befunden hat. Es liegen zahlreiche weniger erforschte römische Fundstellen auf der Hochfläche zwischen Semriach und Passail im Norden und im südlich gelegenen Hügelland des Berges, für dessen Bewohner ein Heiligtum auf dieser prominenten und weithin sichtbaren Stelle ein verbindendes und Identität stiftendes Element darstellen konnte.
Quellen
Lehner, M., 2015. KG Schöckl, OG Sankt Radegund bei Graz. Steiermark. Fundberichte aus Österreich 54, D6130-6140.
Karte
Bericht
- Jahr 2015
- Maßnahme-Nr. 63280.15.01
Lage
- KG Schöckl
- OG/MG/SG Sankt Radegund bei Graz
- VB Graz-Umgebung
- BL Steiermark