Ein weiteres Jahr Forschung in der Burgruine Eppenstein
Erstellt von Fabian Benedict am 28. May. 2021
Beschreibung
Bei einem Bauaufnahmepraktikum und einer gleichzeitigen Lehrgrabung des archäologischen Instituts der Karl-Franzens-Universität Graz wurden die Arbeiten des Vereins FIALE an der Burgruine Eppenstein fortgesetzt. Dabei wurde der Bereich der spätmittelalterlichen Vorburg dokumentiert. An der Ringburg und im sogenannten Gotischen Haus wurden die Grabungstätigkeiten fortgeführt, welche in diesen Arealen vom Verein FIALE 2010 begonnen wurden.
Die Grabung im Bereich der Ringburg, der vorgelagerten Befestigung zur Hauptburg, bestätigte die Ergebnisse der älteren Grabungen, bei denen unter frühneuzeitlichen Versturz (ca. 1500-1800 n. Chr.) und spätmittelalterlichen Planierschichten (ca. 1250-1500 n. Chr.) eine Tankzisterne entdeckt wurde und das ursprüngliche Gehniveau dieses Außenbereichs der Burg freigelegt. Im Gotischen Haus wurden ebenfalls frühneuzeitliche Erdschichten (16. Jahrhundert) abgetragen unter denen sich einen ebene sandige Planierschicht befand. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um das Niveau des Fußbodens, welches am Ende des Mittelalters (um 1500) bestanden haben dürften. Diese Planierung überdeckte ältere Abbruch- und Schuttschichten. Der Innenraum des Hauses wurde nachträglich durch eine Mauer getrennt, dessen Baugrube noch feststellbar war. Die Baugrube wiederum verlief durch ein älteres Fussbodenniveau, das ältere Fundamentmauern des Gotischen Hauses überdeckte. Bei diesen Mauern handelt es sich um einen Vorgängerbau aus dem Hochmittelalters (ca. 1050-1250 n. Chr.). Ein Grabungsschnitt an der Außenmauer des Gotischen Hauses zeigte eine Schicht aus Mauerversturz. Dessen Fundmaterial deutete darauf hin, dass im Obergeschoss des Haues ein Wohnbereich, die „Lustige Stube“, gewesen sein dürfte, denn es wurden neben Geschossspitzen auch Würfel, Glas, ein Spinnwirtel und mehrere Bronze- und Eisenobjekte, zum Beispiel ein verzierter Beschlag, gefunden. Unter der Versturzschicht kam wie im Innenraum das ehemalige Fussbodenniveau zum Vorschein. Ein kleiner Schnitt wurde auch in einem Richtung Hauptburg erhöhten Gang angelegt, der neben dem gotischen Haus vorbeiführt. Dieser war mit modernem Schutt überdeckt und darunter mit Kalkmörtel, Bruchsteinen und wenigen Ziegelbruchstücken verfüllt. Dieser Gang dürfte bereits im Hochmittelalter erbaut worden sein. Bei einem weiteren Schnitt im Vorburg-Bereich konnten mehrere Abbruch- und Planierschichten aus der Zeit des Verfalls der Burg (um ca. 1600) festgestellt werden. Darin befanden sich ein Messer, eine Schaufel und zwei massive Mühlsteine, die wahrscheinlich aus einem höheren Geschoss nach unten gestürzt waren und einen beträchtlichen Krater hinterlassen hatten.
Quellen
Steinegger, A., 2015. KG Mühldorf, MG Weißkirchen in der Steiermark. Steiermark. Fundberichte aus Österreich 54, 369-370.
Karte
Bericht
- Jahr 2015
- Maßnahme-Nr. 65018.15.01
Lage
- KG Mühldorf
- OG/MG/SG Weißkirchen in Steiermark
- VB Murtal
- BL Steiermark