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Bronzezeitlicher und frühmittelalterlicher Bergbau in Bartholomäberg

Erstellt von Raimund Karl am 14. Jul. 2019

Beschreibung

Die Goethe-Universität Frankfurt am Main untersucht im Rahmen des DFG-Projekts Montanarchäologie im Montafon, Vorarlberg (Österreich) – zur Archäologie und Geschichte eines Montanreviers in den Zentralalpen bislang unbekannte Bergbauspuren in Bartholomäberg. Bei geomagnetischen Messungen im September 2009 waren bereits Anomalien festgestellt worden, die in Zusammenhang mit dem Bergbau stehen könnten. Um diese und das Montanrevier genauer zu untersuchen, wurden Geländeprospektionen und Ausgrabungen in der Flur Knappagruaba durchgeführt. Nach Ende der Grabungen wurden weitere, gezielte Geländebegehungen durchgeführt, um bislang unbekannte Bergbauspuren zu entdecken und zu dokumentieren.

Hauptsächliches Untersuchungsgebiet sind die Fluren Worms und Knappagruaba samt angrenzenden Fluren. In diesen finden sich in den Wiesen und kleinen Waldstücken verstreit zahlreiche Bergbaurelikte. In einer Höhe von ca. 1.400 m liegt am Bartholomäberg die Deckengrenze zwischen den Nördlichen Kalkalpen und dem Silvrettakristallin. Nachdem hier ein Ausbeißen hydrothermaler Erzgänge am wahrscheinlichsten ist, konzentrieren sich die durchgeführten Feldforschungen insbesondere auf diesen Bereich. Dabei wurden zahlreiche neue Abbauspuren und Bergbaubefunde lokalisiert.

Südlich der Maisäßen Garsella 13 und 14 finden sich auf einer Strecke von ca. 80 m am Hang westlich des Mühlbachs Geländeeinkerbungen und schürfgrubenartigen Vertiefungen nebst haldenartigen Aufhäufungen. Holzkohleproben aus Bohrungen in diesem Bereich ergaben Datierungen aus der mittleren Bronzezeit (ca. 1.700–1.300 v.Chr.) und dem späten Frühmittelalter (ca. 1.000-1.200 n.Chr.). Weitere mögliche Abbauspuren finden sich entlang der Deckengrenze. Eine pingenartige Grube konnte ungefähr 15 m nordöstlich der Maisäß Fritza-Legi 15 beobachtet werden. Eine einzelne Senke liegt am Hang auf Gst. Nr. 2132, weiter im Osten (Gst. Nr. 2089) gelegene grubenartige Vertiefungen auf dem Geländegrat könnten von Schürfgruben stammen. Weniger deutliche mögliche Abbauspuren finden sich auch unmittelbar südöstlich des Pingenfelds am Goritschang entlang des Hangs. Auf einer ebenen Wiese westlich der Flur Worms konnten im Gelände zwei Tellerpingen bislang ungeklärter Zeitstellung ausgemacht werden, von denen sich die östlichere noch deutlich in Form eines leichten Hügels mit einer Eintiefung im Zentrum abzeichnet.

Zwei jüngere Stollenmundlöcher, die in bisherigen Aufnahmen von Bergbauspuren zu fehlen scheinen, konnten unmittelbar östlich der Maisäß Knappagruaba 2 (Gst. Nr. 581/1) und am steilen, bewaldeten Hang (Gst. Nr. 521) festgestellt werden. Einige Meter nördlich des zuletzt genannten Mundlochs finden sich bis zu 1,7 m hohe Mauerreste einer ehemaligen Maisäß, die noch auf dem Luftbild der 1950er-Jahre als intaktes Gebäude erkennbar ist.

Die Untersuchungsergebnisse zeigen frühe Phasen des Bergbaus – wenn nicht gar den ältesten Bergbau im Montafon – entlang der Deckengrenze. Die erste bisher im Pingenfeld am Goritschang und den Befunden am Garsellamoor Bergbauphase dürfte der mittleren Bronzezeit angehören. Eine weitere Phase des vormodernen Bergbaus lässt sich dann im späten Frühmittelalter fassen. Die neuzeitliche Bergbauzone am Bartholomäberg dürfte darüber hinaus eine größere Ausdehnung als bisher angenommen gehabt haben.

Quellen

Krause, R., Klopfer, R. 2015. KG Bartholomäberg, OG Bartholomäberg. Fundberichte aus Österreich 54, 421-2.

Karte

Koordinaten: 47.099395° 9.914106°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326