Ausgrabungen im frühneuzeitlichen Schloss Sauerbrunn
Erstellt von Fabian Benedict am 11. Oct. 2021
Beschreibung
Im Schloss Sauerbrunn wurde der nordwestliche baufällig gewordene Gebäudetrakt bereits Mitte des 19. Jahrhunderts abgetragen. Das dabei erhalten gebliebene Mauerwerk wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes durch die Firma ARGIS genauer untersucht und dokumentiert. Das Schloss weist in diesem Bereich keine weiteren Bauphasen auf, bis auf einen südliche der Hofmauer angelegte Verstärkungsmauer. Somit handelt es sich noch um jenen Baubestand, welcher um 1552 durch Franz Teufenbach errichtet wurde. Die noch erhaltenen Marmorbruchsteinmauern wurden mit Kalkmörtel errichtet. Die für die Herstellung des Mörtels nötigen Kalklöschgruben wurden ebenfalls im Schlosshof entdeckt. Der Marmor stammt aus der näheren Umgebung des Schlosses. Unter dem Gebäudetrakt konnte ein Kellerraum mit Kreuzgewölbe und dem Stiegenabgang freigelegt werden. Der Raum wurde bei Abriss mit mehreren Tonnen schweren Gewölbetrümmern und Bauschutt verfüllt und wurde mittels Bagger ausgeräumt. Erstaunlicherweise erhielt sich der Holzfußboden des Kellerraums und konnte teilweise dokumentiert werden. An den Wänden des Kellerraumes befanden sich noch Licht- und Belüftungsschächte. Wahrscheinlich handelte es sich bei dem Nordwesttrakt um ein Wirtschaftsgebäude des Schlosses.
Die Kapelle des Schlosses, welche unmittelbar westlich an die Mauer des Nordwestraktes angebaut wurde, errichtete Johann Adam Graf von Saurau im Jahr 1684. Auch hier wurde der Innenraum untersucht. Unter dem modernen Boden befanden sich Reste eines Mörtelestrichs und eines rechteckig gemauerten Sockels aus Bruchsteinen und Ziegeln, der der Unterbau des ehemaligen Altars gewesen sein dürfte. Im Osten der Kapelle befand sich eine Empore, von der nur mehr ein Mittelpfosten erhalten war.
Im Innenhof wurde, neben den Kalklöschgruben, noch ein Kanal entdeckt, der aus einem gemauerten Tonnengewölbe bestand. Der Boden bestand aus einer u-förmigen Holzrinne, die mit Schlamm gefüllt war. Darin befanden sich einige organische Reste, sowie Glas- und Keramikfragmente, eine Gürtelschnalle und ein Textilfragment. Dies deutet darauf hin, dass der Kanal nicht nur als Quellkanal, sondern auch zum Abwasserabtransport verwendet wurde. Der Kanal beginnt bei der Quellfassung, die sich unter dem Nordtrakt befindet und verläuft von dort in Richtung Südosten über den Schlosshof. Die Planierschicht über dem Kanal enthielt sekundär verlagertes römerzeitliches Fundmaterial, vor allem Münzen.
Quellen
Fuchs, G., Grzywacz, L., Mandl, M., Mirsch, I. KG Thalheim, MG Pöls-Oberkurzheim. Steiermark. Fundberichte aus Österreich 54, D6288-6295.