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Bronzezeitliches Urnengrab in Seestadt Aspern

Erstellt von Tanja Trausmuth am 02. Mar. 2021

Beschreibung

Im Herbst 2015 wurde aufgrund der bauvorbereitenden Maßnahmen („Baufeldfreimachung“) im sogenannten „Seeparkquartier“ am ehemaligen Flugfeld Aspern die Stadtarchäologie Wien mit archäologischen Untersuchungen beauftragt.Besonderes Augenmerk war dabei vor allem auf die südwestlichen Randbereiche zu legen, da entsprechend der bisher bekannten Befundlage dort am ehesten mit archäologischen Befunden zu rechnen war. Da von der ca. 70.500 m² großen Fläche des gesamten Seeparkquartiers große Teile von den Betonlandebahnen des ehemaligen Flugfeldes eingenommen wurden und aufgrund ihres massiven Schotterunterbaues als befundfreie Flächen eingeschätzt wurden, konnten die verbleibenden ca. 37.000 m² großen Flächen mittels Suchschnitten und Bodenschürfungen zwecks bodenchemischer Untersuchungen dokumentiert werden.

Da beim Bau der Rollbahnen des ehemaligen Flugfeldes im Jahre 1939 das Areal des heutigen Seeparkquartiers großflächig überprägt und planiert wurde, sind von den ursprünglich dichter vorhandenen archäologischen Hinterlassenschaften nur mehr oder weniger punktuell und zufällig Befundreste vorhanden. So konnte von den Archäologen in einem, der sonst befundleeren Suchschnitte nur wenige Meter von der einstigen kleineren Rollbahn entfernt, noch ein fundleerer, mit humosem Material verfüllter Grubenrest dokumentiert werden, der aufgrund seiner Form und Lage als ein alt ausgegrabenes Urnengrab interpretiert wurde.

Unmittelbar 1,2 Meter östlich davon wurde jedoch ein Urnengrab in ca. 40 Zentimeter Tiefe im gelblichbraunen Lösslehm aufgedeckt, das als einziger Rest eines kleinen spätbronzezeitlichen Brandgräberfeldes erhalten geblieben ist.  Bei den verbrannten Knochen in der Urne handelte es sich um die Überreste einer 20 bis 35 jährigen Frau, die gemeinsam mit einem (möglicherweise noch in der Gebärmutter befindenden) Fötus oder Neugeborenen eingeäschert und in einem doppelkonischen Gefäß mit einem Durchmesser von ca. 30 Zentimetern bestattet wurde.  In der ca. 58 Zentimeter großen Grabgrube wurden einst unterhalb der Urne zahlreiche Bruchstücke unterschiedlicher Gefäße deponiert, wobei es sich dabei wahrscheinlich um Überreste der Bestattungszeremonie handelte. Innerhalb der Urne befanden sich zusammen mit den Leichenbrandresten vier verschmolzene kleine Bronzefragmente, welche von den Archäologen als Überreste von Trachtbestandteilen bzw. Totenbeigaben, die am Scheiterhaufen mitverbrannt wurden, angesehen wurde.

Der Bestattungsritus sowie die Keramikformen sind charakteristisch für die Späte Bronzezeit (ca. 1300 bis 800 v. Chr.) und datieren in ca. das 12. bzw. 11. Jahrhundert v. Chr. der älteren bzw. mittleren Urnenfelderzeit.

Eine isoliert gelegene runde Grube im westlichen Teil der Grabungsfläche wurde nicht weiter ausgegraben, nachdem ihre moderne Zeitstellung festgestellt wurde.

Quellen

Penz, M., 2015. KG Aspern, GB Wien22. Fundberichte aus Österreich 54, D7484-D7491.

Karte

Koordinaten: 48.225178° 16.505122°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326

Bericht
  • Jahr 2015
  • Maßnahme-Nr. 01651.15.01
Lage
Art der Maßnahme
Zeitstellung
Interpretation